Die Unsicherheit rund um Tiktok sorgt offenbar für regen Zulauf bei Triller.

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Die Auseinandersetzung zwischen den USA und China geht weiter. Nach ZTE und Huawei hat die Regierung von Präsident Donald Trump ein drittes Unternehmen gefunden, dem es unter Verweis auf die nationale Sicherheit öffentlichkeitswirksam zu Leibe rückt: Tiktok.

Der Videoplattform werde die Erlaubnis zum Betrieb in den USA entzogen, hieß es aus dem Weißen Haus. Später ergänzte man dies mit einer Frist bis 15. September, als bekannt wurde, dass der IT-Riese Microsoft an einer Übernahme der aktuell noch unter dem Dach des chinesischen Konzerns Bytedance stehenden Plattform interessiert ist. Rund anderthalb Monate bleiben beiden Parteien noch, um eine Einigung zu erzielen.

Trump: US-Regierung soll Anteil bekommen

Trump hat nun eine etwas eigenwillige Forderung nachgelegt. Kommt ein Deal zustande, solle das US-Finanzministerium einen "sehr substanziellen" Teil davon erhalten, fordert er nun. Die Begründung: Mit dem Ultimatum ermögliche man schließlich den Verkauf, statt das angekündigte Verbot gleich durchzuziehen. Da zuvor mehrere Sicherheitsbehörden bereits ihre Bedenken bezüglich Tiktok geäußert hatten, lässt sich allerdings argumentieren, dass die Regierung mit ihren Maßnahmen lediglich ihre Arbeit erledigt.

Ob Tiktok ab Mitte September noch in den USA angeboten werden kann oder auf einen seiner größten Märkte verzichten muss, steht noch in den Sternen. Es gibt aber offenbar schon jetzt einen lachenden Dritten.

Tiktok-Influencer wechseln Plattform

Wohl als Folge der Unsicherheit und Sorgen rund um Tiktok verzeichnet die App Triller massiven Zulauf, berichtet "Mashable". In Apples iTunes-Store liegt sie auf den vorderen Rängen unter den Gratis-Apps und führte diese Rangliste sogar auch eine Weile an. "Ich wachte am Samstag auf, und Triller war die beliebteste App der Welt", sagte Miteigentümer Jaeson Ma zu "The Hustle".

Ein Grund für den regen Zulauf ist wohl der Wechsel einiger populärer Tiktok-Influencer zum Konkurrenten. Triller ist ein US-Unternehmen mit Hauptquartier in Los Angeles. Man betreibt auch Büros ein Europa, konkret in London und Paris. Und man befindet sich seit kurzem in einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit Tiktok, dem man Patentverletzungen vorwirft.

Konkret geht es um eine Ideenschrift aus 2017, die ein Verfahren zur Synchronisation mehrerer Videos mit einer Audiospur beschreibt. In der Klagsschrift erhebt Triller-CEO Mike Lu auch den Vorwurf, dass Tiktok einige seiner populäreren Nutzer dafür bezahlen würde, nicht auf Triller aktiv zu werden. Diese Strategie, so diese Vorwürfe zutreffen, scheint aber nicht aufzugehen.

Den "nächsten Justin Bieber" finden

Laut Ma ist Triller vornehmlich auf musikalische Inhalte ausgerichtet. Die Plattform solle dazu dienen, den "nächsten Justin Bieber oder Chris Brown" zu entdecken. Zahlreiche bekannte Künstler, etwa Lil‘ Wayne, Kendrick Lamar oder Cardi B seien aktiv auf der Plattform und man genieße die Unterstützung der "großen Drei" im Musikverlagsbusiness – also Warner, Sony und Universal. Geld für das Anwerben von Influencern habe man bislang keines ausgegeben.

Ungeachtet des musikalischen Fokus hat man aber Ende Juli mit einem anderen Deal auf sich aufmerksam gemacht. Triller wird am 12. September die Rückkehr zweier Boxlegenden in den Ring live übertragen. Dann tritt Mike Tyson gegen Roy Jones Jr. an. Triller soll sich die Rechte an der Übertragung laut CNBC mehr als 50 Millionen Dollar kosten haben lassen. (gpi, 5.8.2020)