Bild nicht mehr verfügbar.

Qanon hat seinen Ursprung in den USA. Auf einer Demonstration in Berlin waren auch deutschsprachige Anhänger des Verschwörungsmythos zu finden.

Foto: AP

Wer in die Untiefen der Verschwörungserzählungen im Internet eintaucht, kommt nicht um Qanon herum. Der "Spiegel" hat einen Anhänger der rechten Bewegung bei der Demonstration gegen Corona-Maßnahmen am Samstag in Berlin zu seinen Ansichten befragt und seine Antwort auf Twitter veröffentlicht.

Der Mann, der behauptet, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen würde Kinder entführen und an bestimmte "Eliten" verkaufen, verbreitet eine der gängigen Verschwörungserzählungen von Qanon. Die ursprünglich aus den USA stammende Bewegung streut regelmäßig Fake-News im Netz – vor allem während der Covid-19-Krise hat sie auch in Europa einen Aufschwung erlebt.

4Chan

Ursprünglich entstand sie durch einen anonymen 4Chan-Nutzer, der sich selbst "Q" nannte und nach eigenen Angaben dem Umfeld von US-Präsident Donald Trump angehört. Er bezeichnete Trump als Kämpfer gegen den "tiefen Staat", eine verborgene Allianz verschiedenster Institutionen, darunter Medien und Behörden, die ihn stürzen wolle.

"Q" verbreitete auch eigentlich absurde Botschaften: So würden pädophile Politiker und Hollywoodstars Kinder entführen und ermorden, um ein "Verjüngungselixier" namens "Adrenochrom" zu gewinnen. Viele seiner Ankündigungen erwiesen sich als falsch, dennoch gewann die Bewegung an Zulauf – vor allem während der Covid-19-Krise. Nun behaupten die anonymen Anhänger, dass es sich bei dem Virus um eine Maßnahme gegen Trump handle, um dessen Vorgehen gegen den "tiefen Staat" und eine Weltverschwörung zu verhindern.

Xavier Naidoo verbreitete Botschaften

Im deutschsprachigen Raum erwiesen sich auch Prominente als Anhänger der Bewegung, darunter der Sänger Xavier Naidoo, der in seinen Beiträgen auf Telegram immer wieder von "Adrenochrom" spricht. Das soll aus dem Blut gefolterter Kinder gewonnen werden, da sie aus Angst Adrenalin erzeugen. Damit spielte er direkt auf die Qanon-Bewegung an.

Obwohl es sich eigentlich um eine vergleichsweise kleine Gruppierung handelt, konnte sie den politischen Diskurs in der Vergangenheit immer wieder beeinflussen – durch gezielte Desinformations- und Hasskampagnen, bei denen Armeen an Troll-Accounts organisiert zum Einsatz kommen, um den Diskurs auf einer Plattform in eine gewünschte Richtung zu lenken oder zu zerstören. Die Verschwörungserzähler nutzen gemeinsame Gruppen, um andere User immer mehr zu radikalisieren und in das Netz der propagierten Theorien zu verstricken.

Fernsehteam bedroht

Auch unter den Besuchern der Demonstration in Berlin, die als "Hygienedemo" bezeichnet wurde, waren zahlreiche Verschwörungsideologen und Rechtsextreme. Ein Filmteam des ZDF musste sogar seinen Dreh abbrechen, da die Crew bedroht und beschimpft wurde (muz, 4.8.2020)