"Meine Dissertation beschäftigt sich damit, wie Führungskräfte und Mitarbeiter selbst dazu beitragen können, eine Krise zu überwinden", erklärt Melanie Hinterplattner ihren Forschungsschwerpunkt.

Foto: FH OÖ

Bis ein fertiges Produkt im Einzelhandel landet, hat es oft einen langen Weg hinter sich. Dieser Weg, die Lieferkette, führt von den Lieferanten der Rohstoffe über die Hersteller und Großhändler bis hin zu den Endkunden in den Filialen. Jede Zwischenstufe steht dabei für eigene Unternehmen, die versuchen, wirtschaftlich bestmöglich zu handeln.

Je mehr Quellen ein Unternehmen für sein Produkt hat, desto flexibler kann es auf Störungen reagieren. Weniger Zulieferer verursachen geringeren Abstimmungsaufwand, das Unternehmen wird aber durch die höhere Abhängigkeit anfälliger für Probleme.

An dieser Balance forscht die Oberösterreicherin Melanie Hinterplattner an der Georgia Southern Universität: "Resilienz ist die Fähigkeit, mit Störungen erfolgreich umzugehen. In der Forschung ist schon viel bekannt über die Organisationsfähigkeiten der Unternehmen. Der Mensch wurde bisher außen vorgelassen. Meine Dissertation beschäftigt sich damit, wie Führungskräfte und Mitarbeiter selbst dazu beitragen können, eine Krise zu überwinden", erklärt sie ihren Forschungsschwerpunkt. Dabei konnte Hinterplattner drei große Kategorien bestimmen: kognitive, emotionale und Verhaltensfähigkeiten.

Richtige Verhaltensweisen verinnerlichen

Kognitive Fähigkeiten beziehen sich beispielsweise darauf, eine Situation richtig zu beurteilen, ein Problem zu erfassen und richtige Entscheidungen daraus abzuleiten. Ebenso wichtig ist es, sich der eigenen Emotionen, die in Stresssituationen auftreten können, bewusst zu sein und mit ihnen umzugehen. Hier zeigte sich, dass Unternehmen besser auf Krisen reagieren, wenn ihre Mitarbeiter schon in stabilen Zeiten diese Fähigkeiten erlernen und ermutigt werden, selbstständig Entscheidungen zu treffen.

Dann können die Mitarbeiter darauf vertrauen, nicht bestraft zu werden, wenn sie sich in Problemsituationen, in denen schnelles Handeln erforderlich ist, falsch entscheiden. Als Drittes konnte Hinterplattner feststellen, dass krisenfeste Mitarbeiter richtige Verhaltensweisen verinnerlichen, um in Störungsfällen keine Zeit zu verlieren.

Die 31-Jährige befindet sich derzeit im vierten und letzten Jahr ihres PhD-Studiums in Logistik und Supply-Chain-Management. Nachdem sie in den ersten beiden Jahren neben der Forschung noch selbst Kurse besuchte, halten die Doktoratsanwärter in den letzten beiden Jahren schon selbst Lehrveranstaltungen. Für ihre Vorlesungen erhielt Hinterplattner vor kurzem den Averitt Award for Excellence in Graduate Instructions", die höchste Auszeichnung für Lehrende an der Georgia Southern University.

Für die wissenschaftliche Mitarbeiterin am FH OÖ Logistikum Steyr ist das nach zwei Auszeichnungen für ihre Forschung nun die erste Auszeichnung für ihre Lehre und Motivation für weitere Ziele. Zuerst gilt es, ihre Forschungsergebnisse zu veröffentlichen und ihre Dissertation abzuschließen, danach strebt sie eine Stelle als Professorin an – ob in Österreich oder in den USA, ist für die gebürtige Losensteinerin aber derzeit noch offen.

Derzeit profitiert sie noch von beiden Welten. An ihrem aktuellen Wohnort in der Nähe von Atlanta lebt sie eine Stunde vom Strand entfernt, während sie in Österreich im Winter gerne Ski fahren geht. (Markus Plank, 9.8.2020)