Die Tuatara ist eines der vielen ungewöhnlichen Tiere, die man nur auf Neuseeland findet.
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Auf den ersten Blick sieht sie wie ein Leguan aus, doch ist die Brückenechse oder Tuatara (Sphenodon punctatus) ein buchstäblich einzigartiges Tier. Das etwas über einen halben Meter lange Reptil, das nur auf Neuseeland vorkommt, ist nämlich der einzige noch lebende Vertreter einer uralten Reptiliengruppe, die nicht zu den Echsen und Schlangen zählt. Ein internationales Forschungsteam mit österreichischer Beteiligung hat nun das Erbgut dieses "lebenden Fossils" entschlüsselt.

Umfangreiches Erbgut

In einem weitverzweigten Forschungsprojekt, das auch den am Austrian Institute of Technology (AIT) tätigen Bioinformatiker Stephan Pabinger umfasste, ging man unter der Leitung Neil Gemmels von der neuseeländischen University of Otago an die Entschlüsselung des Erbguts. Pabinger beschäftigte sich im Rahmen eines Forschungsaufenthaltes in den USA vor allem mit der Analyse der mitochondrialen DNA des Tieres.

Das Erbgut der Brückenechse entpuppte sich als um zwei Drittel umfangreicher als das menschliche Genom, berichten die Forscher. Sie interessierten sich vor allem für die genetischen Eigenarten, die Brückenechsen hervorgebracht haben. So zeigte sich, dass die etwa 100 Jahre alt werdenden Tiere eine ganze Reihe an Genen aufweisen, die offenbar daran beteiligt sind, vor Alterungsprozessen zu schützen. Außerdem scheinen Brückenechsen kaum unter Krankheiten zu leiden – allerdings sind auch andere Reptilien, etwa Krokodile, für ihr hervorragendes Immunsystem bekannt.

Verwandtschaft geklärt

Die Analyse offenbarte überdies, auf welchem Ast des evolutionärem Stammbaumes die Brückenechse ihren Platz hat. Da gingen die Meinungen von Experten lange Zeit weit auseinander: Manche Experten hatten das Tier abstammungsgeschichtlich in der Nähe der Schuppenkriechtiere (also Echsen und Schlangen) verortet, andere in der der Vögel und Krokodile, andere wiederum in der der Schildkröten.

Die Genom-Untersuchung machte endgültig klar, dass es sich um eine Schwestergruppe zu den Schuppenkriechtieren handelt. Getrennt haben sich die beiden Gruppen laut den Forschern aber bereits vor geschätzt 250 Millionen Jahren – und anschließend eine sehr unterschiedliche Entwicklung genommen. Brückenechsen waren einmal genauso weltweit verbreitet wie die Schuppenkriechtiere. Von ihrer einstigen Artenvielfalt ist aber nur noch die Tuatara als einzige Spezies übriggeblieben; bei den Schuppenkriechtieren sind es über 10.000. (red, APA, 6. 8. 2020)