Für viele sei die Ausbildung zur Pflegekraft zu teuer, meint Pamela Rendi-Wagner (SPÖ).

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Wien – Die SPÖ fordert angesichts der hohen Arbeitslosigkeit staatliche Förderungen für die Pflegeausbildung. Arbeitslose, die sich zu Pflegekräften umschulen lassen, sollten einen Bonus von 500 Euro pro Monat erhalten, verlangte Parteichefin Pamela Rendi-Wagner bei einer Pressekonferenz am Mittwoch: "Nur alleine die Kurzarbeit wird nicht reichen, um aus dieser Rekordarbeitslosigkeit herauszukommen."

Rendi-Wagner verwies auf Prognosen, wonach in den nächsten zehn Jahren 76.000 Pflegekräfte gebraucht werden. Sie forderte die Regierung auf, den "Pflegenotstand" und die Rekordarbeitslosigkeit gleichzeitig zu bekämpfen, anstatt Umschulungswilligen Steine in den Weg zu legen: "Es kann nicht die Lösung sein, dass wir mit Zügen und Flugzeugen jeden Monat ausländische Pflegekräfte nach Österreich bringen müssen."

Ausbildung nicht leistbar

Unterstützt wurde Rendi-Wanger von der Gewerkschaft Vida und von zwei früheren Flugbegleitern der im Juni pleitegegangenen Fluglinie Level, Mo Daschütz und Zoltan Adonyi. Sie beklagten, sich eine im Oktober startende Pflegeausbildung schlicht nicht leisten zu können. Als Alleinerzieherin könne sie nicht zwei Jahre lang vom Arbeitslosengeld leben, sagte Daschütz. Adonyi betonte ebenfalls, die Flugbranche nach drei Insolvenzen früherer Arbeitgeber verlassen zu wollen. Aber auch er könne sich als Familienvater nicht zwei Jahre lang ohne Geld umschulen lassen: "Ich muss etwas anders machen – kellnern gehen oder irgendwas."

Rendi-Wagner forderte daher zusätzlich zum Arbeitslosengeld einen Ausbildungsbonus von 500 Euro im Monat, und für Einsteiger müsse die Fachhochschul-Ausbildung gratis sein. Als Vorbild nannte Gerald Mjka, Vorsitzender des Fachbereichs Gesundheit in der Gewerkschaft Vida, die 2017 erhöhte Entlohnung der Polizeischüler. Sicherheit sei wichtig, aber das gelte auch für die Gesundheit: "Wenn die Kolleginnen, die in die Pflege wechseln wollen, nicht einmal den Wert haben, den Polizeischüler haben, dann stimmt was nicht in Österreich."

Es könne nicht sein, dass Österreich unter Rekordarbeitslosigkeit leide und die Krankenhäuser gleichzeitig unter einem "Personalmangel, dass die Tür nicht zugeht", kritisierte Mjka: "Wir haben alle versorgt in den Krankenhäusern. Jetzt ist das Klatschen verhallt. Was bleibt übrig?" (APA, 5.8.2020)