Eine typische antarktische Siedlung: die chilenische Forschungsstation Base Presidente Eduardo Frei Montalva (Bevölkerungszahl je nach Saison 80 bis 150).
Foto: AFP/Chilean Air Force

Bei einer Bevölkerungsdichte von maximal 0,00008 Menschen pro Quadratkilometer hat man leicht lachen, dennoch kann Antarktika für sich verbuchen, der einzige coronafreie Kontinent zu sein. Und bei näherer Betrachtung ist das gar nicht so selbstverständlich: Immerhin konzentriert sich die mit den Jahreszeiten zwischen 1.000 und 5.000 Bewohnern fluktuierende antarktische Bevölkerung in Forschungsstationen, in denen man abgeschottet von der Umwelt auf engem Raum zusammenlebt und -arbeitet. Das Virus braucht nur von einem Mitglied der oft international zusammengesetzten Crews eingeschleppt werden, um ideale Ausbreitungsmöglichkeiten zu finden.

Schutzmaßnahmen

Damit es nicht zu einem Übergreifen der Pandemie auf die Antarktis kommt, sollen jetzt auch Wissenschafter vor einer Expedition eine zweiwöchige Quarantäne in Neuseeland absolvieren. Das erste internationale Team, das die diesjährige Forschungssaison eröffnen wird, werde am Freitag aus den USA erwartet, teilte die Regierung Neuseelands mit. Die Gruppe muss nun auf eigene Kosten 14 Tage in Selbstisolation. Vor dem Aufbruch ins Eis am 24. August würden alle Teilnehmer zudem zweimal auf das Coronavirus getestet.

Es werden aber ohnehin alle Antarktis-Programme wegen der Pandemie auf ein Minimum reduziert. In der heurigen Saison, die von August bis März dauert und damit den einigermaßen "warmen" antarktischen Sommer umfasst, wird die Zahl der einreisenden Forscher voraussichtlich 800 nicht übersteigen.

Virenfrei im Eis

Auch am anderen Ende der Welt hat man entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Die größte Arktisexpedition aller Zeiten, die einjährige Mosaic-Expedition, hat als Basis ein Forschungsschiff, das sich an einer Eisscholle festfrieren hat lassen, um sich mit dieser durch den Arktischen Ozean treiben zu lassen. Aufgrund der langen Expeditionsdauer sind Crew-Wechsel notwendig – auch hier müssen die neuen Besatzungsmitglieder zuvor eine Quarantäne absolvieren. (red, 6. 8. 2020)