Lissabon – Corona macht alles anders. Mit fünf Monaten Verspätung geht es in der Fußball-Champions-League weiter. Vor dem Finalturnier müssen in dieser Woche noch die restlichen Viertelfinalisten ermittelt werden, ehe in einem Blitzturnier in Lissabon der Champion ermittelt wird.

Neymar steht mit PSG bereits im Viertelfinale.
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Nach welchem Modus wird der Sieger ermittelt?

Erstmals wird der Sieger der Königsklasse in Turnierform gekürt, gespielt wird von 12. bis 23. August in Lissabon. Statt Hin- und Rückspielen gibt es für Viertelfinale und Halbfinale nur eine K.-o.-Partie. Mehr ließ der enge Zeitplan nicht zu. Der Sieger wird, falls nötig, nach Verlängerung oder im Elfmeterschießen ermittelt.

Wie ist das Turnier organisiert?

Zunächst müssen noch vier Achtelfinalrückspiele absolviert werden, die noch in den jeweiligen Heimstadien stattfinden. Ab dem Viertelfinale wird in den Stadien von Sporting (Estadio Jose Alvalade) und Benfica (Estadio da Luz) gespielt, im letzteren wird auch das Finale ausgetragen. Paris St. Germain, Atalanta Bergamo, RB Leipzig und Atletico Madrid haben sich noch vor der Unterbrechung den Platz im Viertelfinale gesichert.

Wie ist die sportliche Ausgangslage?

Ganz gerecht kann es nicht zugehen. Doch wer letztlich einen Vorteil hat, wird sich erst im Turnier zeigen. Die deutschen Klubs sind seit Ende Juni nicht mehr im Wettkampfmodus. Die Teams aus England, Spanien und Italien beendeten ihre Saisonen erst Ende Juli oder sogar am vergangenen Wochenende. Dafür hatten sie keine Pause. Die Favoritenfrage ist somit schwer zu beantworten. Die Bayern wollen unbedingt das Triple, Manchester City und der FC Barcelona wollen ihre zweiten Plätze in den nationalen Ligen vergessen machen, Rekordsieger Real Madrid nach dem nationalen Erfolg auch den 14. Titel in der Königsklasse holen und Paris St. Germain erstmals triumphieren. Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge erwartet "die spannendste Champions League aller Zeiten". Alle acht Teams in Lissabon "werden top class sein".

Wird Cristiano Ronaldo zum Rekordchampion?

Francisco Gento hat die Königsklasse (Meistercup beziehungsweise Champions League) als einziger Spieler bisher sechsmal gewonnen (zwischen 1956 und 1966 mit Real Madrid). Cristiano Ronaldo könnte zu ihm aufschließen. Der Portugiese hat mit Manchester United (2008) sowie Real Madrid (2014, 2016, 2017, 2018) schon fünfmal triumphiert und ist nun mit Juventus Turin noch im Rennen. Barcelona-Star Lionel Messi könnte mit einem Erfolg zu Ronaldo aufschließen.

Cristiano Ronaldo lässt in der Champions League gerne seine Muskeln spielen.
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Wie stark sind die Einschränkungen durch Corona?

Zuschauer sind zu den Spielen nicht zugelassen, weder im Achtelfinale noch beim Finalturnier. Die unterschiedliche Corona-Situation in den Gastgeberländern der Achtelfinalrückspiele sorgt aber für Unwägbarkeiten. Zuletzt äußerte der SSC Napoli Bedenken wegen einer Reise zur Auswärtspartie in Barcelona. Für Katalonien gibt es beispielsweise in Deutschland eine Reisewarnung. Der Tross von Real Madrid ist für das Spiel bei Manchester City von der in Großbritannien geltenden Quarantänepflicht für Einreisende aus Spanien ausgenommen. Als Ersatzspielorte stehen Porto und Guimaraes bereit, sollte ein Achtelfinalrückspiel der Königsklasse doch nicht wie geplant stattfinden können.

Dürfen Neuzugänge schon für ihre neuen Klubs spielen?

Nein. Spieler, die diesen Sommer den Verein wechseln, dürfen noch nicht für ihre neuen Klubs auflaufen. So wäre der von Bayern München verpflichtete Leroy Sane eigentlich noch für Manchester City spielberechtigt, und der zu Chelsea abgewanderte Timo Werner könnte noch für RB Leipzig einlaufen. Beide Transfers sind aber bereits vollendet.

Was gibt es für die Klubs zu verdienen?

Die Klubs müssen möglicherweise mit Kürzungen ihrer Champions-League-Prämien rechnen. Wie die Uefa mitteilte, steht die Ausschüttung der Preisgelder weiter auf dem Prüfstand. "Es wurde keine endgültige Bewertung vorgenommen, und wir erwarten nur begrenzte Auswirkungen auf die Verteilung für die Klubs", hieß es von der Europäischen Fußball-Union. Da die Spiele in Viertel- und Halbfinale nur in einem K.-o.-Spiel ausgetragen werden, erwartet die Uefa möglicherweise auch geringere Einnahmen durch ihre Vertragspartner. Ausgezahlt wurden laut Uefa immerhin bereits die satten Millionenprämien bis zum Erreichen des Achtelfinales. (APA, 6.8.2020)

Eines der vier Teams Atalanta, PSG, Leipzig und Atletico wird ins Finale kommen.
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