In den vergangenen Wochen haben in mehreren Städten Menschen gegen Gewalt an Frauen protestiert.

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Vertreterinnen von Frauenrechtsorganisationen haben ein verschärft frauenfeindliches Klima in der Türkei kritisiert. "Wir haben immer gewusst, dass es einen diskreten Hass in der Gesellschaft gegen unabhängige Frauen gibt, aber jetzt haben sie keine Angst mehr, ihn zu zeigen", sagte Selime Büyükgöze von der Organisation "Mor Chati" in Istanbul der Deutschen Presse-Agentur.

Der offene Hass resultiere in Gewalt gegen Frauen. 2020 haben Männer in der Türkei bereits 142 Frauen getötet, wie das Internetportal Diken unter Berufung auf das türkische Innenministerium berichtete. Die Organisation "Wir werden Frauenmorde stoppen" hingegen spricht von 182 bisher getöteten Frauen. 2019 waren es der Organisation zufolge 474 Frauen.

Proteste gegen Rückzug aus Abkommen

LGBTQI-Personen (die Abkürzung steht für Lesben, Schwule, bisexuelle Menschen, Transpersonen, Queere und Interpersonen) seien wie auch andere Frauen in der Türkei starken Anfeindungen und Gefahren ausgesetzt, sagte Deniz Altuntas von der Organisation "Wir werden Frauenmorde stoppen". Politiker über Parteigrenzen hinweg glaubten schlichtweg nicht an die Gleichheit der Geschlechter.

"Die Regierung will Frauen dazu ermutigen, zu Hause zu bleiben und sich nur als Teil einer Familie wahrzunehmen. Und dieser Ansatz wird immer mehr zum Mainstream", sagte Büyükgöze.

In den letzten Wochen haben in mehreren türkischen Städten Menschen gegen einen möglichen Rückzug der Regierung aus einem internationalen Abkommen gegen häusliche Gewalt protestiert. Mitglieder der regierenden islamisch-konservativen AKP-Partei hatten die Istanbul-Konvention des Europarats aus dem Jahr 2011 als "falsch" bezeichnet und einen möglichen Austritt angedeutet. (APA, red, 7.8.2020)