So soll Raffael am Ende seines leider kurzen Lebens ausgesehen haben.
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Italienische Forscher haben eine 3D-Rekonstruktion des Gesichts von Raffaello Sanzio da Urbino (1483-1520) vorgestellt, besser bekannt schlicht als Raffael. Neben Leonardo da Vinci, Michelangelo und Tizian gehörte er zu den wichtigsten Vertretern der Hochrenaissance.

Nicht, dass man bisher nicht gewusst hätte, wie Raffael aussah – es gibt sowohl Selbstporträts als auch Darstellungen, die von befreundeten Malern angefertigt wurden. Mit der Rekonstruktion wollte das Team um den Molekularbiologen Mattia Falconi vielmehr überprüfen, ob im Grab des römischen Pantheons tatsächlich Raffael bestattet wurde. Bisher gab es daran Zweifel, da bei Ausgrabungen mehrere Skelette entdeckt worden waren. Einige konnten Schülern des Künstlers zugeordnet werden, andere blieben unidentifiziert.

Nun bildeten die Forscher auf Grundlage der Morphologie des Schädels, der Raffael zugeschrieben wurde, das Gesicht zum Zeitpunkt seines Todes nach. Verwendet wurde dafür nicht der Schädel selbst, sondern ein Gipsabdruck, der bei einer Exhumierung im 19. Jahrhundert angefertigt worden war. Ähnliche Methoden wurden unter anderem schon verwendet, um Menschen aus prähistorischer Zeit ein Gesicht zu verleihen – unter anderem, um Parallelen zu heutigen Ethnien zu finden.

Zum Vergleich: So hatte sich Raffael in jüngeren Jahren selbst dargestellt.
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Natürlich sind die Ergebnisse solcher Rekonstruktionen und das Feststellen von Ähnlichkeiten Interpretationssache. Die Forscher glauben aber, dass "ihr" 37 Jahre alter Raffael seinen jüngeren Porträts so weit entspreche, dass man zum ersten Mal mit Sicherheit sagen könne, es sei tatsächlich Raffael im Pantheon bestattet. Es sei keiner der bekannten Schüler und einfach zu unwahrscheinlich, dass es sich um einen Unbekannten handle, der Raffael zufällig ähnlich sah.

Das Team leitet aus seiner Gesichtsrekonstruktion überdies ab, dass Raffael bei seinen Selbstporträts ein bisschen geschummelt und sich eine schmeichelhaftere Nase verpasst habe. Zur Form der Ohren können die Wissenschafter hingegen nichts sagen, da sich diese mit der angewandten Methode nicht rekonstruieren lässt. Zum Glück, so die Forscher, trug Raffael das Haar lang – sie konnten die Ohren in ihrer Nachbildung also einfach aussparen. Eine nach der Rekonstruktion angefertigte Büste Raffaels soll nun im Geburtshaus des Malers im italienischen Urbino ausgestellt werden. (red, 7. 8. 2020)