Sieht vielleicht nicht so schön aus wie blankes Eis, verlängert aber die Existenz eines Gletschers: Gesteinsschutt.
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Die Gletscherregionen der Erde würden wohl noch schneller schrumpfen, wenn dort nicht auch jede Menge Gesteinsschutt herumläge: Denn Schuttbedeckte Gletscher schmelzen langsamer als Gletscher mit blankem Eis an der Oberfläche. Und die meisten Gesteinstrümmer liegen am Ende eines Gletschers – also dort, wo Eis normalerweise am stärksten schmilzt.

Zwar ist diese Schutzwirkung bekannt, wurde bisher aber noch nie sorgfältig kartiert und in globale Gletschermodelle einbezogen, berichtet die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) aus der Schweiz. Forscher der WSL versuchten, das globale Ausmaß der Bedeckung zu erheben. Ihre Ergebnisse wurden im Fachmagazin "Nature Geoscience" veröffentlicht.

Fast die Hälfte

Laut der Untersuchung, die sich auf Satellitenaufnahmen stützte, sind weltweit mehr als 29.000 Quadratkilometer der Gebirgsgletscher mit einem solchen Schutt-Schutz versehen. "Wir wissen jetzt, dass fast die Hälfte der Gletscher der Erde mit Schutt bedeckt ist", sagt Studienerstautor Sam Herreid. "Aber bis jetzt haben globale Gletschermodelle die Schuttbedeckung bei ihren Vorhersagen über die Reaktion der Gletscher auf ein sich änderndes Klima außer Acht gelassen."

Die neuen Zahlen könnten bedeuten, dass die Gletscher möglicherweise langsamer schmelzen als angenommen. Das sei im Hinblick auf die Vorhersage zukünftiger Wasserressourcen und des Anstiegs des Meeresspiegels von Bedeutung, so die Forscher. (red, 7. 8. 2020)