Lisa Eckhart wird in ihrer süffisanten Beobachtung der politischen Korrektheit von dieser bestätigt.

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Das Hamburger Literaturfestival Harbour Front hat Lisa Eckhart ausgeladen. Mit vorauseilend vollen Hosen hat es die Kabarettistin gebeten, doch von sich aus auf ihr Kommen zu verzichten, man erwarte ansonsten eine gesprengte Veranstaltung, könne für die Sicherheit der Künstlerin und der Gäste nicht bürgen, hieß es, und argumentierte mit der Lage in einem sehr linken Stadtteil, in dem sich bereits Protest formiere. Der Grund der Erregung: Eckhart wird Antisemitismus vorgeworfen.

Sie hat bei einem TV-Auftritt 2018 über das Thema MeToo und politische Korrektheit parliert und dabei Roman Polański, Woody Allen, Harvey Weinstein, Bill Cosby und Kevin Spacey erwähnt. Allerdings als süffisante Beobachterin der Political Correctness und nicht als schlecht getarnte Antisemitin.

Gewohntes Feindbild

Doch das ist der Empfindlichkeit der vermeintlich Korrekten entweder entgangen oder egal oder beides, deren Zielscheibe ist Eckhart öfter, man hat sich an sie als Feindbild schon so toll gewöhnt, wozu da noch nachdenken.

Dass aber ein Literaturfestival, das die Freiheit des Wortes hochhalten sollte, als Handlanger der Zensur fungiert, ist mindestens so frivol wie das, was Eckhart an einem Abend von sich gibt – und bestätigt sie über Gebühr in ihren Observationen des politisch Korrekten.

Freiheit oder Feigheit?

Dort wiegen Gefühle mehr als Argumente, und das verunmöglicht eine sachliche Diskussion. Denn diese setzte ja voraus, sich auf die Vernunftebene hochzuarbeiten, sich einmal selbst als Maßstab zurückzunehmen und den Safe Space der eigenen Befindlichkeit zu verlassen. Aber was ist schon die Freiheit der Kunst gegen die Feigheit der Gunst? Das darf man individuell ruhig so handhaben, so frei hat unsere Gesellschaft zu sein. Eine Kulturstätte sollte sich dieser Infantilität aber nicht ergeben. Dann hat sie sich nämlich schon aufgegeben. (Karl Fluch, 7.8.2020)