Der Grillkäse Halloumi (hier als Halloumispieß) ist zum zweiten Mal Bestandteil politischer Querelen.

Foto: Petra Eder

Salvador Dalí hätte keine Freude mit ihm gehabt. Man stelle sich seine zerrinnenden Uhren als Sinnbilder für Vergänglichkeit vor, wäre der Künstler an einen Halloumi geraten.

Dieser behält nämlich im Gegensatz zu dem zerronnenen Käse, der Dalí inspirierte, auch bei Hitze seine Form. Genau dieser Umstand hat Halloumi, und das kann man getrost so sagen, zum beliebtesten Grillkäse der Welt gemacht. Das Attribut standhaft passt generell gut zu diesem eckigen Stück Käsekultur aus Zypern: Auch die geschützte Herkunftsbezeichnung in der EU gab es erst, als sowohl der griechische als auch der türkische Teil der Insel die jeweils anderssprachige Bezeichnung für den Grillkäse akzeptierten. Halloumi auf Griechisch und Hellim in türkischer Sprache ist seitdem nur "echt", wenn er aus Zypern stammt.

Jüngst wollten sich die Mitglieder des zypriotischen Parlaments – und damit die politische Vertretung des Grillkäses – nicht vor den Inhalten des Wirtschafts- und Handelsabkommens zwischen den EU-Staaten und Kanada (Ceta) verbiegen. Es hieß, die Herkunftsbezeichnung des Grillkäses sei in dem Dokument nicht ausreichend geschützt. Die Unterschrift Zyperns blieb aus. Dabei war die Tradition, Grillkäse zu fertigen, schon in weiten Teilen des byzantinischen Reichs verbreitet.

Halloumi oder Hallimi

Erstmals erwähnt wurde der zypriotische Halloumi im 16. Jahrhundert. Heute ist die Kunst, durch sogenanntes Denaturalisieren einen hitzebeständigen Käse zu fertigen, rein zypriotisch. Zumindest wenn Halloumi oder Hallimi auf der Verpackung steht. Denaturalisieren bedeutet dabei, dass der fertige Käse in der Molke aufgekocht wird. Das bewirkt eine Veränderung der Eiweißstruktur und führt wiederum zur Hitzebeständigkeit auf dem Grill, aber auch zum Quietschkonzert, das der Käse gern zwischen den Zähnen und unter dem Messer veranstaltet.

Die heimische Grilllandschaft sähe jedenfalls trauriger aus ohne Halloumi-Gemüse-Spieße, Halloumi auf Salat oder das Garnelen-Saganaki (gegrillter Käse, oft Halloumi), das der griechischstämmige Koch Konstantin Filippou in seiner kürzlich eröffneten Kantina Arravané in Graz anbietet. Man kann schon verstehen, dass auch die Kanadier ihre Grilllandschaft gern mit unkompliziert importierter zypriotischer Standhaftigkeit aus Ziegen-, Schaf- und manchmal Kuhmilch aufpeppen wollen. (Nina Wessely, 7.8.2020)

(Anm.: Die Angabe "vor Christi Geburt" wurde entfernt. Wir entschuldigen uns für diesen Fehler, der durch Umformulierungen und Satzeinkürzungen entstanden ist.)