Die Ausladung der umstrittenen Kabarettistin Lisa Eckhart sorgte für Aufregung.

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Die Aufregung um die Ausladung der österreichischen Kabarettistin Lisa Eckhart vom Harbourfront-Literaturfestival in Hamburg ist um eine Facette reicher: Die kolportierten "Drohungen" der autonomen Szene gab es laut dem Veranstaltungsort Nochtspeicher gar nie. In einer Presseaussendung datiert mit "August 2020" gab Nochtspeicher bekannt, dass die Ausladung auf Basis "besorgter Warnungen aus der Nachbarschaft" erfolgt sei.

In den vergangenen Tagen sorgte die Ausladung Eckharts für Aufregung in der Kulturszene und weit darüber hinaus. Laut Medienberichten hatte der Betreiber des Veranstaltungsorts gegenüber der Festivalleitung Sicherheitsbedenken im Fall eines Auftritts Eckharts formuliert, der von Kritikern die Bedienung rassistischer und antisemitischer Klischees vorgeworfen wird. Nochtspeicher habe abgesagt, weil er die Sicherheit von Künstlerin und Publikum angesichts von Drohungen aus der autonomen Szene nicht gewährleisten könne.

Wurden "Warnungen" geprüft?

Der Veranstaltungsort bedauert die Situation, sie sei "miserabel". Die darauffolgende gesellschaftliche Debatte begrüßt der Nochtspeicher aber, einer "Cancel Culture" soll Einhalt geboten werden. Ob die Warnungen aus der Nachbarschaft geprüft wurden, beantwortet Nochtspeicher in der Aussendung nicht.

Die Leitung des Harbourfront-Literaturfestivals bestätigte am Donnerstag noch, dass Eckhart zunächst aus dem Bewerb um den Klaus-Michael-Kühne-Preis ausgeladen wurde, da sich der Veranstaltungsort nach Drohungen des sogenannten Schwarzen Blocks geweigert habe, die Lesung durchzuführen. Die Berliner Tageszeitung "taz" schrieb, dass sich auch andere Künstler, die auf dem Festival auftreten hätten sollen, gegen die Einladung Eckharts gewehrt haben sollen.

AfD wirbt mit Eckhart

Mittlerweile wurde die Debatte um die Ausladung Eckharts zum Politikum. Mehrere Politiker äußerten sich kritisch. Einen Schritt weiter ging die deutsche AfD: Der Landesverband Hessen veröffentlichte auf Facebook ein Plakat mit dem Bild Eckharts und der Aufschrift: "Linke zerstören Deutschlands Freiheit". Auch die Partei ging laut Plakat von "Gewaltdrohungen" aus.

Beim Managment Eckharts zeigte man sich auf STANDARD-Nachfrage über das AfD-Plakat überrascht. Die Verwendung von Eckharts Bild werden man prüfen. Stellung wollte man aber keine abgeben – weder zu den Warnungen aus der Nachbarschaft, noch zum AfD-Plakat. Eckhart befinde sich zurzeit auf Urlaub und sei unerreichbar, hieß es. (lalo, 8.8.2020)