Der zerstörte Hafen.

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Beirut/Wien – Nach der Explosionskatastrophe in Beirut hat ein zwölfköpfiger Koordinierungsstab der Uno mit Gernot Hirschmugl vom österreichischen Bundesheer am Wochenende seine Arbeit aufgenommen. Der Steirer betonte, "dass keine Katastrophe der anderen gleicht". Aufgabe seines Teams ist es, die Koordinierung der internationalen Organisationen zu unterstützen, sagte er am Samstag in einem Gespräch mit der APA.

Er sei in der Nacht auf Freitag in Beirut angekommen und noch nicht direkt an der Explosionsstelle gewesen, schilderte Hirschmugl. Sein Team habe jedoch am Freitag zunächst in einem Apartment gearbeitet, das teilweise keine Fenster mehr hatte. Am Samstag wurde dann die Koordinierungsstelle in einem unbeschädigten Hotel aufgebaut.

Zivil-militärische Koordinierung

Der Hauptmann des Bundesheeres berichtete, dass Glasscherben auf den Straßen liegen und viele Freiwillige aus der Bevölkerung die Schäden beseitigen. "Das ist durchwegs spürbar und merkbar, dass die Leute daran arbeiten, dass diese Schäden auch beseitigt werden." Dinge wie Strom und Wasser seien "zum Teil in Mitleidenschaft gezogen". Es gebe "de facto nur einen Überblick, was am dringendsten gebraucht wird. Das gehört im Detail erhoben", sagte er.

"Meine spezielle Aufgabe ist, dass ich die zivil-militärische Koordinierung übernehmen werde", erläuterte Hirschmugl. Er werde mit der libanesischen Armee in Kontakt treten und sich mit dieser abstimmen. Die nun tätigen internationalen Hilfsorganisationen seien teilweise schon länger im Libanon engagiert. "Da gibt es aus den entsprechenden Länderbüros schon Kontakte, die versuchen wir auszubauen", sagte der Steirer. "Das läuft jetzt an und geht natürlich nicht von jetzt auf gleich."

Dreiwöchiger Einsatz geplant

Hirschmugl ist ein erfahrener Experte für internationale Katastrophenhilfseinsätze. Er unterstützte etwa im Jahr 2018 die nigerianischen Behörden bei der Koordination der Einsatzkräfte zur Bewältigung der dortigen Flutkatastrophe. In Beirut gab es eine "durchaus heftige Explosion", sagte der Berufsoffizier. "Ich habe etwas Vergleichbares noch nicht erlebt", meinte er auf Nachfrage, wenn auch Katastrophen "relativ schwer in Vergleich zu setzen" seien.

Der Einsatz des Steirers und seines UNDAC-Teams (United Nations Disaster Assessment and Coordination) ist vorerst für drei Wochen vorgesehen. Danach werde eine Entscheidung über das weitere Vorgehen getroffen. Hirschmugl ist der einzige Österreicher in diesem UNO-Stab. Im Rahmen der UNIFIL-Mission (United Nations Interim Forces in Lebanon) sind jedoch aktuell rund 170 Bundesheer-Soldaten im Südwesten des Landes stationiert.

Ein vom Verteidigungsministerium beim Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen der Europäischen Kommission (ERCC) eingereichtes Hilfsangebot wurde vorerst nicht in Anspruch genommen. Wie das Ministerium am Freitag mitgeteilt hatte, könne man aber sofort reagieren, sollte noch später Hilfe benötigt werden. Angeboten wurde die Entsendung einer Kompanie der Austrian Force Desaster Relief Unit (AFDRU) aus dem ABC-Abwehrzentrum Korneuburg. (APA, 8.8.2020)