US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt bereits gesagt, die Truppenstärke auf rund 4.000 zu reduzieren.

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Kabul/Washington – Die große afghanische Ratsversammlung Loja Jirga hat am Sonntag der Freilassung von 400 Taliban empfohlen. Dies solle den Beginn von Friedensgesprächen und das Ende des Blutvergießens ermöglichen, begründete die Versammlung ihren Beschluss.

Im Februar hatten sich die USA und die Taliban auf ein Abkommen geeinigt, das den Abzug der US-Truppen ermöglichen soll. Dabei wurde vereinbart, dass als Voraussetzung für Gespräche zwischen den Islamisten und der von den USA unterstützten Regierung in Kabul etwa 5000 Taliban-Kämpfer aus afghanischen Gefängnissen freigelassen werden sollen. Die Regierung hat alle bis auf etwa 400 Extremisten freigelassen, denen sie schwerste Verbrechen vorwirft. Nach Informationen westlicher Diplomaten sollen die Friedensgespräche demnächst in Doha beginnen.

Umstrittene Versammlung

Der afghanische Präsident Ashraf Ghani hatte die Versammlung in der Hauptstadt Kabul einberufen. Rund 3200 Stammesälteste, geistliche und politische Anführer und kommunale Delegierte aus allen Provinzen des Landes am Hindukusch waren eingeladen.

Rund 3200 politische und religiöse Vertreter der Gesellschaft – darunter auch etwa 700 Frauen – diskutierten seit Freitag in 50 Gremien über diese zentrale Frage. Die Einberufung der Ratsversammlung war nicht unumstritten. Experten gingen davon aus, dass Präsident Ghani diese unbeliebte Entscheidung nicht selbst treffen wollte. Parlamentarier fühlten sich hintergangen und bezeichneten die Versammlung gar als illegal. Ghani begehe mit der Freilassung Verfassungsbruch, kritisierten sie.

Afghanistans Parlamentssprecher Rahman Rahmani bemängelte zudem, dass die Veranstaltung einer Loya Jirga nicht durch afghanisches Recht gedeckt sei. Eine Loya Jirga soll einen Konsens zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen und Stammesfraktionen erreichen und wird traditionell bei außergewöhnlichen Umständen einberufen. Das Ergebnis ist für die Regierung unverbindlich.

USA wollen Truppen abziehen

Unterdessen bestätigte Verteidigungsminister Mark Esper am Samstag in einem Interview dass die USA ihre Truppenstärke in Afghanistan bis Ende November auf unter 5.000 reduzieren werden.

Die USA haben momentan rund 8.600 Soldaten in dem Bürgerkriegsland, in dem die radikal-islamischen Taliban immer wieder Anschläge verüben. US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt bereits gesagt, die Truppenstärke auf rund 4.000 drücken zu wollen. (APA, 9.8.2020)