Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer steht plötzlich voll und ganz hinter Parteichefin Pamela Rendi-Wagner.

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Innsbruck – Pamela Rendi-Wagner wird die SPÖ in die nächste Nationalratswahl führen – zumindest wenn es nach Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer geht. Sollte die Bundesparteichefin beim Bundesparteitag im kommenden Jahr erneut zur Vorsitzenden gewählt werden, müsse dies "selbstverständlich" auch die Spitzenkandidatur bei der Nationalratswahl im Jahr 2024 bedeuten, erklärte Dornauer im APA-Sommerinterview.

Eine prozentuelle Latte für die Wahl zur Vorsitzenden im kommenden Jahr wollte Dornauer Rendi-Wagner nicht legen: "Ob es 80 Prozent oder 95 Prozent sein werden, spielt eigentlich keine Rolle und wird überbewertet". Er gehe davon aus, dass die Vorsitzende ein "tadelloses Ergebnis" einfahren werde. Er sei davon überzeugt, dass Rendi-Wagner wiedergewählt wird, "weil ich auch keinen anderen sehe". "Die Parteichefin sitzt fester im Sattel denn je. Wo sie auch hinkommt, kommt sie an", zollte Dornauer, der Bundesparteichefin in der Vergangenheit mitunter kritisch verbunden, Lob.

Rot-Türkis als Ziel

Die wiederholten Querschüsse von Burgenlands SPÖ-Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil, der Rendi-Wagner unter anderem ausgerichtet hatte, dass die SPÖ bei der nächsten Nationalratswahl von jenem Politiker angeführt werden sollte, der die besten Umfragewerte hat, sah Dornauer indes nicht als das Lostreten einer Personaldebatte. Dieser habe lediglich eine inhaltliche Debatte anstoßen wollen: "Doskozil ist ein Profi und mein Freund. Er hat zum Ausdruck gebracht, dass man noch schärfere Akzente einer linken Politik setzen soll – etwa in Hinblick auf den Mindestlohn und die Anstellung pflegender Angehöriger".

Das Ziel für die Bundespartei bei der kommenden Wahl müsse die Wiedererlangung des Führungsanspruches und eine rot-türkise Koalition sein: "Ich bin im Herzen ein Großkoalitionär". Eine mögliche Koalition mit der FPÖ schloss Dornauer wegen des derzeitigen blauen Zustandes aus.

Will Expertenkommission abwarten

Landespolitisch schoss sich Dornauer weiter auf das Corona-Krisenmanagement des Landes ein. Er bleibe bei seiner politischen Beurteilung, dass es "Fehlentscheidungen und Fehleinschätzungen" gegeben habe.

Sollte im Bericht der installierten Expertenkommission herauskommen, dass es "unter der Ägide von Landeshauptmann Günther Platter zu Fehleinschätzungen von Dingen gekommen ist, die man wissen hätte müssen", müsse es politische Konsequenzen geben. Es sei ein Fehler gewesen, dass im Einsatzstab nicht früher "Epidemiologen, Infektiologen und Virologen" eingesetzt wurden. Der Bund wiederum habe das "katastrophale Ausreisemanagement" aus den Corona-Hot-Spots zu verantworten. Im Land müsse es jedenfalls einen Sonderlandtag geben, im Bund werde die SPÖ weiter auf einen Corona-Untersuchungsausschuss drängen, kündigte der Tiroler SPÖ-Chef an. (APA, 9.8.2020)