Weil vor allem im Lebensmittelhandel viele weniger als sechs Stunden am Stück arbeiten, haben diese keinen gesetzlichen Anspruch auf eine Arbeitspause.

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Das Wichtigste in Kürze:

  • EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides hofft in rund sechs Monaten auf den ersten Impfstoff gegen Covid-19. Die deutsche Zulassungsstelle für Impfstoffe rechnet mit einem Vakzin bis Anfang 2021.
  • In der französischen Hauptstadt Paris gilt ab Montag eine Maskenpflicht für stark besuchte Orte im Freien.
  • Auch die SPÖ setzt sich nach der Gewerkschaft für eine bezahlte Maskenpause für Arbeitnehmer nach zwei Stunden ein. Eine Viertelstunde sei "angemessen", sagt SPÖ-Vize-Klubchef Jörg Leichtfried.
  • In Großbritannien will Premier Boris Johnson trotz Warnungen der Gesundheitsexperten rasche Schulöffnungen zur "nationalen Priorität" machen. Die Schulen nur einen Augenblick länger geschlossen zu lassen als unbedingt notwendig, sei sozial untragbar, wirtschaftlich nicht aufrechtzuerhalten und moralisch nicht zu vertreten, schrieb Johnson.
  • Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder will mehr Geld für sein Haus, sonst müsse er Mitarbeiter kündigen. Statt einer Million Besucher wären im gleichen Zeitraum wegen der Corona-Pandemie nur 300.000 Besucher gekommen.
  • Bei der Wiener Austria ist unmittelbar vor dem geplanten Trainingsstart am Montag ein Akteur mit dem Coronavirus infiziert.
  • Nach gescheiterten Verhandlungen im US-Kongress über ein neues Corona-Hilfspaket hat US-Präsident Donald Trump per Dekret eine Reihe von Maßnahmen angeordnet. Es wird allerdings damit gerechnet, dass die Erlasse juristisch angefochten werden, da der Präsident auf diesem Weg den Kongress und dessen Budgethoheit umgeht. In den USA sind nach Reuters-Daten inzwischen mehr als fünf Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert worden.

EU-Gesundheitskommissarin erwartet ersten Impfstoff in sechs Monaten

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides hofft in rund sechs Monaten auf den ersten Impfstoff gegen Covid-19. "Auch wenn Vorhersagen zum jetzigen Zeitpunkt noch riskant sind, haben wir doch gute Hinweise, dass der erste Impfstoff gegen Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres verfügbar sein wird", sagte Kyriakides dem "Handelsblatt". Er könne zwar nicht auf Anhieb alle Probleme lösen. Aber der Impfstoff werde schrittweise erlauben, zur Normalität zurückzukehren, wenn eine kritische Masse von Bürgern insbesondere in den Risikogruppen geimpft worden sei.

Die EU-Kommissarin äußerte sich besorgt über höhere Infektionszahlen in der EU. Einen weiteren Lockdown wollte sie nicht explizit ausschließen. "Die Unsicherheiten rund um das Virus bleiben", sagte die Zypriotin.

Auch das für die Zulassung von Impfstoffen in Deutschland zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) rechnet noch heuer mit einer Corona-Impfung. "Ich gehe derzeit davon aus, dass es Ende 2020 und Anfang nächsten Jahres Zulassungen geben wird, vorausgesetzt, die Phase-III-Prüfungsdaten sind positiv", sagte PEI-Präsident Klaus Cichutek dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). In Phase-III-Studien wird überprüft, ob ein Impfstoff tatsächlich vor einer Infektion schützt.

Paris führt Maskenpflicht an stark besuchten Orten im Freien ein

An besonders stark besuchten Orten der französischen Hauptstadt gilt ab Montag auch im Freien eine Maskenpflicht. Betroffen sind nach Angaben der Pariser Stadtverwaltung vor allem die Ufer der Seine sowie touristische Sehenswürdigkeiten, Märkte und Einkaufsstraßen. Bei Missachtung der Maskenpflicht droht eine Geldbuße in Höhe von 135 Euro.

Zahlreiche weitere Städte in Frankreich hatten zuvor bereits eine Pflicht zum Tragen von Schutzmasken an besonders belebten Orten erlassen, darunter etwa Nizza, Marseille und La Rochelle. Landesweit gilt eine Maskenpflicht in allen öffentlich zugänglichen Räumen.

Mehr als fünf Millionen Infizierte in den USA

In den USA sind nach Reuters-Daten inzwischen mehr als fünf Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert worden – rechnerisch einer pro 66 Einwohner. Die Zahl der Toten liegt bei mehr als 160.000, etwa ein Viertel der weltweiten Gesamtsumme. Brasilien meldete fast 50.000 neue Infektionen. Laut Gesundheitsministerium starben 905 Personen innerhalb der vergangenen 24 Stunden in Verbindung mit dem Virus. Insgesamt kletterte die Zahl der Todesfälle auf 100.447 – nur in den USA gibt es mehr Corona-Tote.

SPÖ unterstützt Maskenpause

Die SPÖ unterstützt die Gewerkschaftsforderung nach einer Maskenpause für Arbeitnehmer. Konkret soll den Beschäftigten im Handel und Tourismus nach einer Tragedauer von zwei Stunden eines Mund-Nasen-Schutzes eine verpflichtende und bezahlte Pause von 15 Minuten zur Verfügung stehen. SPÖ-Vize-Klubchef Jörg Leichtfried kündigte gegenüber der APA eine entsprechende Initiative im Parlament an.

"Die Heldinnen und Helden im Handel und im Tourismus brauchen jetzt unsere Unterstützung. Das Arbeiten mit Maske stellt eine zusätzliche Belastung dar. Ein Viertelstunde Pause ist hier angemessen". Leichtfried kündigt einen Antrag für die nächste Plenarsitzung an, mit dem die Bundesregierung aufgefordert wird, diese Pausen für die Beschäftigten im Handel und Tourismus umzusetzen.

Im Fokus steht für die SPÖ vor allem der Lebensmittelhandel, der mit Abstand die höchste Quote an Teilzeitbeschäftigten hat. Das bedeute, dass oftmals weniger als sechs Stunden gearbeitet wird und damit kein Anspruch auf die gesetzliche unbezahlte Pause besteht. Insbesondere jetzt im Sommer sei die Tragedauer in Kombination mit den sommerlichen Temperaturen eine große Belastung für die Beschäftigten, so Leichtfried.

Laut einer Umfrage der Gewerkschaft unterstützt eine große Mehrheit der Bevölkerung den Wunsch nach einer maskenfreien Pause.

Albertina-Chef Schröder fordert mehr Geld

Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder bekräftigt seine Forderung nach einer Erhöhung der Basisdotierung für sein Haus. Es brauche "einen gerechten Verteilungsschlüssel", sagte er im Interview. Wenn die Regierung bei der Budgetrede im Herbst nicht ausreichend hohe Mittel für 2021 in Aussicht stelle, müsse er Mitarbeiter kündigen.

"Ich kann nicht 34 Mitarbeiter für die Kunstvermittlung und zwölf Mitarbeiter im Shop haben, wenn es statt einer Million nur 300.000 Besucher geben dürfte", so Schröder. Die Deckungsvorsorge des Museums werde bis Ende des Jahres aufgebraucht sein. Ein Gradmesser dafür, wie hoch die Einnahmeverluste heuer wirklich ausfallen werde, werde die Ausstellung "Van Gogh, Cezanne, Matisse. Die Sammlung Hahnloser", die ab Ende August gezeigt wird, sein.

"Wenn der Zulauf nicht groß sein sollte, müssen wir uns die Frage stellen, ob wir teure Ausstellungen wie 'Munch und die Folgen', die ab 18. Februar zu sehen sein soll, oder 'Modigliani – Picasso. Revolution des Primitivismus' im Herbst 2021 finanzieren können", sagte Schröder.

Verzichten könne man auf das Theater bis die Krise vorbei ist, findet Schröder. "Ich kann diesen Satz nicht nachvollziehen: 'Wir bestehen auf unser Recht, Theater zu spielen, weil es ein Lebensmittel ist.' Ich habe einen anderen Begriff von Lebensmittel, einen handfesteren: Es sollen lieber mehr Menschen leben können – und wir kommen jetzt einmal ohne Theater aus."

Johnson erklärt Schulöffnung zur "nationalen Priorität"

Der britische Premierminister Boris Johnson hat die Rückkehr aller Schüler zum Unterricht im September zur "nationalen Priorität" erklärt. "Die Schulen nur einen Augenblick länger geschlossen zu lassen als unbedingt notwendig, ist sozial untragbar, wirtschaftlich nicht aufrechtzuerhalten und moralisch nicht zu vertreten", schrieb Johnson in einem Gastbeitrag in der Zeitung "Mail on Sunday".

Die Sommerferien in England gehen Anfang September zu Ende. Dann sollen alle Jahrgangsstufen wieder unterrichtet werden. Medien berichteten unter Berufung auf eine ungenannte Regierungsquelle, Johnson wolle im Falle eines starken Anstiegs der Coronavirus-Infektionen eher erneut Geschäfte, Gasthäuser und Restaurants schließen lassen als Schulen. In Schottland sollen bereits Mitte August alle Schüler wieder Unterricht haben.

Erst vergangene Woche hatten Wissenschafter des University College London gewarnt, das System zur Kontaktverfolgung in Großbritannien sei noch nicht bereit für eine flächendeckende Rückkehr zum Schulbetrieb. Demnach muss es für eine Vollzeit-Schulöffnung gelingen, etwa drei Viertel der symptomatischen Infektionen zu erkennen und zu isolieren, um eine Ausbreitung effektiv eindämmen zu können. Zudem müsse dafür ein Großteil der Kontaktpersonen Infizierter erfasst werden.

Großbritannien ist mit mehr als 46.500 Todesfällen bei nachweislich mit dem Coronavirus Infizierten das von der Pandemie am stärksten betroffene Land in Europa. (APA, dpa, red, 9.8.2020)