Ein Meter "von Mund zu Mund", Einzeltische sollen das gewährleisten.

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Während Österreich noch auf einen konkreten Plan für die Öffnung der Schulen im September wartet, hat Italien vergangene Woche festgelegt, unter welchen Rahmenbedingungen die Schulen am 14. September wieder aufsperren. Seit Anfang März gibt es in ganz Italien keinen Präsenzunterricht mehr. Dementsprechend froh sind Eltern und auch Kinder und Jugendliche, im Herbst wieder in die Schulgebäude gehen zu dürfen. Während der Bildungsminister hierzulande – je nach Infektionslage – auf einen halbwegs normalen Betrieb hofft, wird in Italiens Schulen wohl nichts so sein wie sonst.

Italien war das erste Land Europas, das massiv vom Coronavirus betroffen war. Bisher sind mehr als 35.000 Personen mit Covid-19 gestorben. Die Kurve der Infektionen hat sich seit Mai abgeflacht, seit einigen Tagen steigen aber auch hier die Zahlen der Neuinfizierten leicht an, weshalb die Italiener der Öffnung der Schulen auch nervös entgehensehen – zumal derzeit vor allem junge Menschen betroffen sind.

Verpflichtender Mund-Nasen-Schutz

Der Mund-Nasen-Schutz ist in den italienischen Bildungseinrichtungen – wie in allen anderen Innenräumen des Landes – verpflichtend vorgeschrieben. Allerdings nur auf dem Weg bis zur Schulbank, dort angekommen, dürfen die Schülerinnen und Schüler ihre Maske abnehmen.

Gemeinschaftlich genutzte Räume müssen regelmäßig gelüftet werden, und die Kinder und Jugendlichen dürfen sich dort nicht länger aufhalten als notwendig. Auch hier gilt: Mindestabstand einhalten. Bei kleineren Schulen ohne Schulhöfe werden deshalb gestaffelte Pausen nötig sein – oder die Schülerinnen und Schüler müssen im Klassenzimmer bleiben.

Kein Remote-Unterricht in Volksschulen

Auch gestaffelter Unterricht in Kombination mit Fernlehre ist möglich, allerdings nur in den höheren Schulen. Elementar- und Mittelschüler sollen nur mehr vor Ort unterrichtet werden und nicht mehr via Online-Kurs. Unvermeidbar wird das Homeschooling allerdings dann, wenn es die Infektionszahlen an einer Schule erzwingen. Für diesen Fall hat das Bildungsministerium ebenfalls einen Plan entwickelt. Er schreibt unter anderem vor, dass online mindestens zehn Stunden pro Woche in den Vorschulen, 15 Wochenstunden in den Elementar- und Mittelschulen und 20 Stunden pro Woche in der Sekundarstufe unterrichtet werden müssen.

Wann und ob eine Schule geschlossen wird, entscheidet die Gesundheitsbehörde. Die Schulleiter sind dazu verpflichtet, niemanden ins Gebäude zu lassen, der eine höhere Körpertemperatur als 37,5 Grad hat oder ähnliche Grippesymptome zeigt. Sollte jemand während des Unterrichts Symptome zeigen, muss die Person sofort in einem dafür vorgesehenen Raum isoliert werden.

Fiebermessgeräte am Eingang

Auch Personen aus einem Risikogebiet sowie Kontaktpersonen von Covid-19-Kranken haben ein Betretungsverbot – für 14 Tage ab dem Kontaktzeitpunkt. Wie die Schulleiter das kontrollieren, bleibt wiederum ihnen überlassen. Manche großen Schulen in Mailand etwa haben bereits automatische Fiebermessgeräte am Eingang installiert.

Menschenansammlungen sollen in jedem Fall verhindert werden, das Ministerium weist in seinem Plan deshalb auf die Möglichkeit hin, verschiedene Eingänge zu nutzen. Auch zu unterschiedlichen Anfangszeiten des Unterrichts wird geraten – unter anderem auch, um Stoßzeiten im öffentlichen Verkehr zu vermeiden.

Eigener Putzplan für jede Schule

Jede Schule muss einen eigenen Putzplan entwickeln, um die penibel formulierten Hygienevorschriften einhalten zu können.

Wer mit all diesen Vorschriften überfordert ist oder generell eine Frage in Zusammenhang mit Schulen und Coronavirus hat, kann sich an den eigens dafür eingerichteten "Helpdesk" des Bildungsministeriums wenden. Diese Einrichtung beantwortet Fragen und meldet die Anliegen der Schulen, Schüler, Eltern und Lehrer an das oben erwähnte Gremium aus Bildungs-, Gesundheitsministerium und Gewerkschaft. So soll sichergestellt werden, dass die Richtlinien adäquat sind.

2,3 Milliarden Euro für Schulen

Um dem großen Druck zu begegnen, dem Schüler, Lehrer und Schulleiter während der Corona-Zeit ausgesetzt sind und waren, wird psychologische Unterstützung an Schulen zusätzlich gefördert. Generell lässt sich der italienische Staat die Corona-Maßnahmen an den Schulen einiges kosten. 85.000 zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer (derzeit unterrichten rund 870.000) sollen angestellt werden. Insgesamt sollen mehr als 2,3 Milliarden Euro für zusätzliches Personal, Raummieten und Ressourcen für lokale Behörden bereitstehen. (Lisa Kogelnik, 10.8.2020)