Die Rolle von Kindern sei bei Coronavirus-Infektionen nicht zu unterschätzen, sagen deutsche Experten. Sie fordern daher eine Maskenpflicht an Schulen.

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Die griechische Regierung hat nach gestiegenen Corona-Infektionszahlen einige Maßnahmen in Urlaubsregionen wieder verschräft.
  • Auch in Österreichs Nachbarländern wird über einen sicheren Schulstart diskutiert: Die deutsche Gesellschaft für Virologie empfiehlt eine generelle Maskenpflicht an Schulen ebenso wie schnellere Tests für Lehrer. Im Ernstfall soll der gesamte Klassenverband in Quarantäne. Italien lässt sich die Sicherheit an Schulen einiges kosten: Klassen dürfen nicht mehr als 15 Schüler haben, für Ausweichquartiere, zusätzliches Personal und Ressourcen werden insgesamt mehr als 2,3 Milliarden Euro bereitgestellt.
  • In der Diskussion über eine Maskenpause gibt es einen Kompetenz-Hickhack in der Regierung: Während das Gesundheits- und Sozialministerium von Rudolf Anschober (Grüne) die Sozialpartner und das von der ÖVP geführte Arbeitsministerium in der Pflicht sieht, verweist Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) auf Anschobers Ressort.
  • Mittels Abwasserproben aus Kläranlagen und Kanälen will Tirol die Viruslast in den einzelnen Regionen überwachen. Im September oder Oktober soll das Abwassermonitoring tirolweit etabliert werden.
  • Die Steiermark zahlt allen Vollzeitkräften in Einrichtungen der Bereiche Soziales und Pflege eine einmalige Corona-Prämie in der Höhe von 500 Euro. Insgesamt stellt das Bundesland bis zu 10,5 Millionen Euro zur Verfügung.
  • Nach Behördenaufrufen haben sich rund 100 Lokalgäste aus dem Pinzgau gemeldet. Ein Gast aus dem Ausland dürfte die Krankheit eingeschleppt haben.
  • Der spanische Schauspieler Antonio Banderas ist an Covid-19 erkrankt. Ihm gehe es aber relativ gut, er sei nur etwas müder als sonst, sagte Banderas.


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Griechenland verschärft Beschränkungen wieder

Die griechische Regierung hat nach gestiegenen Corona-Infektionszahlen einige Maßnahmen in Urlaubsregionen wieder verschräft. Alle auf dem Landweg einreisenden Menschen müssen ab 17. August einen negativen Coronatest vorlegen, egal aus welchem Land sie stammen. Der Test darf nicht älter als 72 Stunden sein. Tavernen, Bars und Discos in zahlreichen Regionen des Landes, darunter auf Kreta, Santorin, Mykonos und anderen bekannten Urlaubsregionen müssen wieder um 24.00 Uhr schließen.

Am Montag hatten sich mehr als 200 Menschen in Griechenland neu mit dem Coronavirus infiziert.


Deutsche Virologen für Maskenpflicht an Schulen

Auch in Österreichs Nachbarländern bereitet der Schulstart Sorgen wegen möglicher Corona-Infektionsherde. Die deutsche Gesellschaft für Virologie hat nun ein umfassendes Maßnahmenpaket veröffentlicht, mit dem größere Ausbrüche im laufenden Schulbetrieb verhindert werden sollen. Unter anderem empfiehlt das Expertenteam, dem auch der Berliner Virologe Christian Drosten angehört, eine Maskenpflicht an Schulen – auch während des Unterrichts.

Österreichs Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hatte einer solchen Pflicht zum Mund-Nasen-Schutz kürzlich eine Absage erteilt. Diese sei den Kindern "nicht zumutbar", so Faßmann. Zuvor hatte die Lehrergewerkschaft eine solche Pflicht gefordert. Noch fehlt in Österreich ein Gesamtkonzept zum Schulstart, viele Betroffene verharren in der Warteposition. Das Ministerium will einen "völlig normalen Schulstart" mit erhöhter Sensibilität.

Weiters schlagen die deutschen Experten vor, die Klassengrößen abhängig von der Zahl der Neuinfektionen zu reduzieren und Unterrichtseinheiten aufzuteilen. Schnelle niederschwellige Tests, die innerhalb von 24 Stunden ein Ergebnis liefern, sollen besonders für Lehrkräfte verfügbar gemacht werden. Schüler mit einer akuten Atemwegsinfektion sollten auch bei milden Symptomen labordiagnostisch abgeklärt werden.

Sollte es zu positiven Fällen kommen, könnte eine generelle und sofortige Kurzzeitquarantäne in Betracht gezogen werden, so die Experten. "Am Ende einer Kurzzeitquarantäne könnte eine 'Freitestung' der Mitglieder des Clusters erfolgen, das heißt, eine weitere Quarantäne wäre dann nicht mehr nötig", sagten die deutschen Virologen.

Italien lässt sich die Sicherheit an Schulen einiges kosten: Klassen dürfen nicht mehr als 15 Schüler haben, für Ausweichquartiere, zusätzliches Personal und Ressourcen werden insgesamt mehr als 2,3 Milliarden Euro bereitgestellt.


Regierung über Zuständigkeit bei Maskenpause uneinig

In der Frage der Zuständigkeit beim Thema Maskenpause für Arbeitnehmer gibt es in der Bundesregierung Auffassungsunterschiede. Während Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) am Montag klar das Gesundheitsministerium als zuständig ansah, hieß es dort auf APA-Anfrage, dass die Sozialpartner sowie das Arbeitsministerium mit der Sache zu befassen seien.

Arbeiten mit Maske kann anstrengend sein, deshalb fordern SPÖ und Gewerkschaft eine sogenannte Maskenpause.
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Blümel, der am Rande einer Pressekonferenz von Journalisten zu diesem Thema befragt wurde, spielte den Ball weiter: "Die Frage ist im Gesundheitsministerium angesiedelt", sagte er. Eine eigene Einschätzung wollte er zu einer von Gewerkschaft und SPÖ geforderten verpflichtenden Maskenpause (von 15 Minuten nach zwei Stunden Arbeit) nicht abgeben.

Im Sozialministerium wiederum wollte man diesen Ball nicht aufnehmen. Die Frage der Pause für Arbeitnehmer im Handel und Tourismus sei eine Frage einer Vereinbarung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber, sagte eine Sprecherin. Damit seien die Sozialpartner plus das Arbeitsministerium (von ÖVP-Ministerin Christine Aschbacher) zuständig.

Eine klare Absage für den Vorschlag einer bezahlten Maskenpause kam unterdessen vom Handelsverband. Diese wäre ein "administrativer Supergau für die krisengebeutelten Händler". Österreich sei "mit dem bestehenden Regelwerk bereits Komplexitätskaiser innerhalb der Europäischen Union", betonte die Arbeitgeberseite und lehnte weitere Vorgaben ab.


Tirol entwickelt Frühwarnsystem mit Abwasserproben

Tirol entwickelt nun ein eigenes Corona-Frühwarnsystem. Mittels Abwasserproben aus Kläranlagen und Kanälen soll die Viruslast in den einzelnen Regionen überwacht werden. Im September oder Oktober soll das Abwassermonitoring tirolweit etabliert werden. Bisher wurde das System unter anderem in Innsbruck seit Mitte Mai mit guten Ergebnissen getestet.

In 43 Kläranlagen soll die Viruslast überwacht werden.
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Rund die Hälfte aller mit dem Coronavirus Infizierten – auch jene ohne Symptome – scheiden das Virus über den Stuhlgang aus, erklärte Herbert Oberacher vom Institut für Gerichtliche Medizin an der Medizinischen Universität Innsbruck am Montag bei einer Pressekonferenz im Landhaus. Ein permanentes Monitoring des Abwassers gibt also Auskunft darüber, ob das Virus in einer Region ausgeschieden wird, führte Cornelia Lass-Flörl, Direktorin des Instituts für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie der Medizinischen Universität Innsbruck, weiter aus. Mit dem Abwasser-Frühwarnsystem soll ein Überblick über die Virusaktivität in den einzelnen Regionen bzw. Gemeinden gewonnen werden, es gehe aber nicht darum, einzelne Fälle zu entdecken, erklärte Lass-Flörl. 43 Kläranlagen sollen im Vollausbau des Systems dann regelmäßig überwacht werden.


Steiermark zahlt 500 Euro Prämie für Corona-Einsatz

Die Steiermark stellt bis zu 10,5 Millionen Euro für Mitarbeiter aus Einrichtungen der Bereiche Soziales und Pflege als einmalige Prämie für deren Einsatz in der Corona-Krise bereit. Die Prämie erhalten jene, die im persönlichen beziehungsweise physischen Kontakt mit von ihnen betreuten Menschen standen und zusätzliche Belastungen und Gefahren bewältigten. Kages-Mitarbeiter erhalten einen beziehungsweise zwei Tage Urlaub.

Die volle Prämie in der Höhe von 500 Euro erhalten alle Vollzeitkräfte, die in der Zeit von 16. März bis 30. Juni 2020 im Einsatz waren. Teilzeitkräfte bekommen die Prämie aliquot und entsprechend ihrem Beschäftigungsausmaß, lautete der Beschluss der Landesregierung am Donnerstag.

Die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (Kages) wiederum bedenkt ihre Mitarbeiter als Ausgleich für überdurchschnittliche physische und psychische Beanspruchung während der Coronavirus-Krise mit einem bzw. zwei Urlaubstagen als Dankeschön. Die zusätzlichen freien Tage können von den Mitarbeitern – ähnlich dem "gesetzlichen Feiertag" – terminlich frei gewählt und im Jahr 2020 genutzt werden. Man habe sich, so die Vorstände, für zusätzliche Freizeit entschieden, weil "damit das Wertvollste zurückgegeben wird, nämlich Zeit für physische und psychische Erholung, Zeit mit der Familie." Die Kosten trägt die Kages.


100 Rückmeldungen nach Aufruf an Pinzgauer Lokalgäste

Nach zwei Behördenaufrufen an die Besucher von drei Lokalen im Salzburger Pinzgau, ihren Gesundheitszustand genau zu beobachten, haben sich bisher rund hundert Personen bei der Hotline 1450 gemeldet. Wie das Land Salzburg am Montag mitteilte, waren neben dem ersten erkrankten Gast zuletzt vier weitere Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert. Daneben befinden sich 15 Personen in häuslicher Quarantäne.

Wie sich im Zuge der Kontaktnachverfolgung von positiv getesteten Lokalbesuchern herausstellte, hielten sich Infizierte in der Nacht auf den 2. August im "Chilla's" (Zeitraum 22.45 bis 23.30 Uhr) und im "Backflip" (Zeitraum 23.30 bis 00.30 Uhr) in Kaprun und am 2. August (Zeitraum 16.45 Uhr bis 22.30 Uhr) in der "Tauernhex" in Piesendorf auf.

Zugleich sind im Salzburger Flachgau bis Sonntagnachmittag 16 Mitglieder einer Großfamilie und ein Arbeitskollege eines Infizierten positiv auf das Coronavirus getestet worden. Ein Gast aus dem Ausland dürfte die Krankheit eingeschleppt haben. Er wurde nach seiner Rückkehr positiv getestet und informierte die drei Generationen umfassende Familie.


3.000 Italiener meldeten sich zum Test für Impfstoff

3.000 Kandidaten haben sich in den vergangenen drei Tagen beim römischen Krankenhaus "Lazzaro Spallanzani" gemeldet, das ab dem 24. August einen Impfstoff gegen Covid-19 an Menschen testet. Begonnen wird mit 90 Freiwilligen, die einen Betrag von 700 Euro erhalten werden.

Der Impfstoff wurde in Italien entwickelt und ist dank einer Vereinbarung entstanden, die die Regierung mit dem Spallanzani-Institut unterzeichnet hat. Die Freiwilligen, die sich der Impfung unterziehen, werden den Altersgruppen zwischen 18 und 55 Jahren und von 65 bis 85 Jahren angehören. Sie dürfen sich nicht am Coronavirus infiziert und in den vergangenen Monaten klinischen Tests unterzogen haben. Auch mehrere Ärzte meldeten sich, um sich den Tests zu unterziehen.

Der Impfstoff soll die Produktion von Antikörpern und die Aktivität der Immunzellen fördern, hieß es. Entwickelt wurde er von der Biotechnologie-Gesellschaft ReiThera, der Münchner Gesellschaft Leukocare und Univercells (Brüssel). Für seine Entwicklung wurden acht Millionen Euro zur Verfügung gestellt.


Antonio Banderas an Covid-19 erkrankt

Antonio Banderas geht es trotz Corona relativ gut.
Foto: EPA / DAVID SWANSON

Der spanische Schauspieler Antonio Banderas sagte am Montag, dass er positiv auf Covid-19 getestet wurde und sich in Quarantäne befindet. "Ich möchte hinzufügen, dass ich mich relativ gut fühle, nur etwas müder als sonst und ich bin zuversichtlich, dass ich mich so schnell wie möglich erholen werde", sagte der 60-Jährige auf Twitter. (red, APA, 10.8.2020)