Rot-weiß-rote Blumenorgien.

Foto: APA/EXPA/JOHANN GRODER

Der Urlaub der Genügsamen ist der Balkon. Und diesen will man inmitten des Asphaltdschungels möglichst ausschlagekräftig gestalten, mindestens getrieben und maximal verzweigt.

Zu diesem Zweck erwirbt der Mensch Samen, Erde, Töpfe aller Größen und Farben. Von Hängeampeln bis Bodentiefe. Es gibt auch Exemplare mit gespaltener Persönlichkeit, die man auf das Balkongitter pfählt. Wer keine Pseudobäuerlichkeit an den Tag legen will, dem sei von braunen Kisterln mit traditionell rot-weiß-roten Blumenorgien abgeraten. Eine solche Fassade macht noch keinen Bergsommer! Für Fernwehende gilt: Eine ausladende Palme macht sich auf einem kleinen Balkon ein wenig hochstaplerisch.

Ein gelungener Balkon ist wie eine gelungene Ehe, es muss zueinanderpassen, was sich glücklich machen will. Und eine solche Erfüllung ist bei guter Führung in Griffweite! Wer bei der Bepflanzung zu spät kommt, den bestraft der Sommer. Auch für den Wandgarten gilt: Früh rankt sich, was geerntet werden will. Frisch gegossen ist ab und zu halb verfault. Und manchmal gehen trotz aller Mühen auch hier wie in der Liebe große Erwartungen ins Leere. Ein Blick zum Nebenbalkon verrät gnadenlos, dass das Zwischenspiel artig gegossene Bohnen versus Balkonbesitzer Mitte August bei 19:1 steht. Und eine solche Erfüllung ist bei guter Führung in Griffweite! Ein paar Balkongebote sind allerdings in Steinbetonplatten gemeißelt. (rab, 10.8.2020)