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Rund 5.900 Menschen landeten nach dem Trinken von Methanol im Krankenhaus.

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Kamelurin, Bleichmittel und Methanol: Fehlinformationen durch Gerüchte und Verschwörungstheorien in Zusammenhang mit dem Coronavirus haben seit Beginn der Pandemie weltweit hunderte Menschen das Leben gekostet, zeigt eine im "American Journal of Tropical Medicine and Hygiene" veröffentlichte Studie. Tausende Menschen mussten demnach wegen größtenteils in sozialen Netzwerken verbreiteter Falschinformationen im Spital behandelt werden.

Falsche "Heilmittel"

Die von einem Team internationaler Wissenschafter unter anderem aus Australien, Thailand und Japan zusammengetragenen Daten stammen aus dem Zeitraum zwischen Dezember 2019 und April 2020.

Demnach wurde Menschen in Indien empfohlen, Kuhurin oder -dung zu verzehren, um sich gegen eine Ansteckung zu wappnen. In Saudi-Arabien wurde Kamelurin mit Zitrone als Wunderwaffe gegen Sars-CoV-2 beworben. Der Konsum von hochkonzentriertem Alkohol zur vermeintlichen Desinfizierung des Körpers kostete weltweit sogar 800 Menschen das Leben. Rund 5.900 landeten nach dem Trinken von Methanol im Krankenhaus, 60 erblindeten.

Gewalt durch Vorurteile

Die Forscher untersuchten auch mögliche Folgen von Stigmatisierung. So habe sich ein Mann in Indien das Leben genommen, weil er glaubte, mit Corona infiziert zu sein – und die mögliche Erkrankung als Schande empfand. Zudem sei es immer wieder zu verbaler und physischer Gewalt gegenüber Menschen asiatischer Herkunft und Mitarbeitern des Gesundheitssystems gekommen, weil beide Gruppen für die Ausbreitung des Virus verantwortlich gemacht wurden. Die Wissenschafter hatten dafür mehr als 2.300 Berichte in 25 Sprachen aus 87 Ländern untersucht.

Neben der Pandemie gebe es auch eine "Infodemie", erklären die Forscher. Sie fordern Regierungen und internationale Organisationen auf, Corona-Fehlinformationen im Internet besser zu überwachen, als falsch zu entlarven und "mit Social-Media-Unternehmen zusammenzuarbeiten, um korrekte Informationen zu verbreiten". (APA, dpa, 11.8.2020)