Dieter Bohlen bleibt auch 2021 Hauptjuror bei "DSDS".

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Einschlägige bundesdeutsche Promimagazine haben endlich eine Story, die das Sommerloch in ihren Klatschspalten füllt: Der Privatsender RTL tauscht die Jury der erfolgreichen Castingshow Deutschland sucht den Superstar, kurz DSDS, aus. Schlagersänger Pietro Lombardi und Tänzerin Oana Nechiti müssen vor Beginn der nächsten Staffel 2021 – es ist bereits die 18. – ihren Platz räumen. Die zwei tragen es, zumindest öffentlich, mit Fassung.

Das Millionenpublikum der Talenteshow wird es wohl auch verschmerzen, waren die beiden doch, wie schon ihre Vorgänger, sowieso nur Beiwerk. Denn ER bleibt auf seinem Thron: Dieter Bohlen. Er ist unumstrittener König und Urgestein des deutschsprachigen Castingfernsehens. Man lehnt sich wohl nicht zu weit hinaus, wenn man behauptet, dass das Format ohne den studierten Betriebswirt bei weitem nicht so erfolgreich wäre.

Stabile Fanbasis

In den 1980ern erreichte Bohlen mit seiner "Band" Modern Talking, Gottseibeiuns eines jeden ernstzunehmenden Musikkritikers, nicht nur stimmlich ungeahnte Höhen. Die Platten verkauften sich millionenfach. Bis heute hat die Combo eine stabile Fanbasis – angeblich vor allem im ehemaligen Ostblock.

Als Produzent schrieb Bohlen die Filmmusik für TV-Hits wie Tatort, komponierte zahlreiche erfolgreiche Werke für nationale wie internationale Künstler. 2002 konnte er schließlich bei der RTL-Neuproduktion Deutschland sucht den Superstar, einem Ableger der britischen Sendung Pop Idol, einen Jurorenposten ergattern, um ihn bis dato nicht mehr herzugeben. Er ist die einzige Konstante in einer sich ständig wandelnden Jury. Alle zwei Jahre wird getauscht. Punkt.

Unumschränkter Herrscher

Der 66-Jährige sorgte im Boulevard und darüber hinaus gern für Aufsehen – dank wechselnder, deutlich jüngerer Partnerinnen und nicht zuletzt dank seiner Memoiren, wo er ungeniert Intimes ausplauderte: Stichwort Penisbruch.

Ein Körperteil, der offenbar so manches seiner Jury-Urteile bei DSDS mitträgt: "Ein kleines ‚Ja‘ vom großen Dieter, ein großes ‚Ja‘ vom kleinen Dieter" war dort von ihm in Richtung einer Kandidatin schon zu hören. Da klingt "Du singst wie ein Gartenzwerg auf Ecstasy" harmlos. Ein Schelm, wer denkt, dass es genau diese markigen Sprüche jenseits jeder Political Correctness sind, denen die Sendung ihren Erfolg verdankt und die den Dieter zum unumschränkten Herrscher des Trash-TV machen. (Markus Böhm, 12.8.2020)