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In den USA tauchen Qanon-Anhängerinnen bei Corona-Protesten auf.

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Die Antwort ist kurz: Dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BVT) ist die Qanon-Bewegung "bekannt", aus "ermittlungstaktischen Gründen" will man dem STANDARD aber nicht mehr dazu sagen. Jedenfalls ist die Gruppierung für die Staatsschützer ein Thema.

Die Verschwörungsanhänger sind auch leicht zu finden. Die Qanon-Aktivistinnen und -Aktivisten haben es sich auf Facebook und Telegram bequem gemacht. Allein österreichische Qanon-Facebook-Gruppen zählen einige tausend Mitglieder.

Sie werden von einer Geschichte angezogen, die zahlreiche Verschwörungsmythen verknüpft. Haltlose und unbelegbare Vermutungen über einen "tiefen Staat", in dem Prominente, Linke und Superreiche die Geschicke der Welt steuern, sind ein Kern der Qanon-Erzählung, schreibt das ZDF in einem Artikel. Gewürzt wird dies mit Antisemitismus. So wird immer wieder die Rolle von Jüdinnen und Juden besonders betont – der Milliardär George Soros ist ein beliebtes Feindbild der Gruppierung. Als Messias gilt hingegen US-Präsident Donald Trump, der angetreten ist, um diese weltumspannende Verschwörung zu beenden, die Verschwörer zur Verantwortung zu ziehen und ihre Opfer zu befreien.

Xavier Naidoo

Prominenteste Qanon-Stimme im deutschen Sprachraum ist der Sänger Xavier Naidoo. Regelmäßig verbreitet er die Verschwörungserzählungen der Gruppe auf Telegram. Durch seine Bekanntheit erreicht er Menschen, die sonst kaum mit derartigem Hokuspokus in Berührung kommen. So tischt Naidoo seinem Publikum immer wieder einmal die bekannteste Qanon-Story auf: Pädophile Politiker und Hollywoodstars würden Kinder in unterirdischen Anlagen foltern und missbrauchen, um ein "Verjüngungselixier" namens "Adrenochrom" zu gewinnen.

Ein Qanon-Anhänger erklärt unter anderem, dass das Blut von Kindern getrunken wird.

Adrenochrom gibt es als Stoffwechselprodukt wirklich, einen Mythenstatus erlangte es als Droge in dem Buch "Fear and Loathing in Las Vegas". Allerdings kann die Verbindung im Labor hergestellt werden, und sie verfügt weder über eine halluzinogene Wirkung, noch bewirkt sie eine Verjüngung.

Eine Qanon-Anhängerin bei einer Corona-Demo (Ende Mai) der FPÖ in Wien. Rechts außen im Hintergrund: Aktivistinnen und Aktivisten aus dem Umfeld der rechtsextremen Identitären.
Foto: sum

In Österreich tauchen Qanon-Aktivisten bei Corona-Demos auf. Für Außenstehende sind sie einfach erkennbar, sie tragen T-Shirts mit dem Buchstabe "Q" oder die Losung "WWG1WGA" ("Where we go one, we go all", was sinngemäß "Einer für alle, alle für einen" bedeutet).

Twitter sperrt

In den vergangenen Wochen haben Facebook und Twitter einige Qanon-Accounts gesperrt. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers entschloss sich Twitter zum Vorgehen gegen Qanon, weil die Anhänger der Bewegung über die Plattform immer mehr Schaden verursachten. So habe in den vergangenen Wochen die von solchen Konten ausgehende Drangsalierung anderer Menschen zugenommen.

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Qanon-Fans in den USA.
Foto: AP

Neben ihrem Antisemitismus tauchen bei Qanon auch immer wieder rechtsextreme Botschaften, Memes und Slogans auf. Im Online-Reich des bekannten Rechtsextremisten Martin S. finden sich zahlreiche Qanon-Verschwörungsanhänger. Die US-Bundespolizei stuft die Bewegung als inländische Terrorismusgefahr ein. Bei mehreren gewalttätigen Vorfällen beriefen sich die Täter als Rechtfertigung auf Qanon. (sum, 13.8.2020)