91 Neuinfektionen wurden in den vergangenen 24 Stunden allein aus Wien gemeldet.

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Die Gesundheitsämter in Deutschland haben nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 1.226 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet (Symbolbild).

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Die Anzahl der Testungen im Tourismus soll nun online abrufbar gemacht werden.

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Das Wichtigste in Kürze:

  • In Österreich gab es innerhalb von 24 Stunden 194 Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Das ist der höchste Wert seit mehreren Wochen.
  • Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat am Mittwoch in einer Aussendung erklärt, dass ein unzureichend erprobter Impfstoff – wie es der in Russland gestern zugelassene derzeit noch sein dürfte – für Österreich nicht infrage kommt. "Qualität und Sicherheit" gehen demnach vor.
  • Deutschland verzeichnete den höchsten Anstieg an positiven Fällen seit Mai. So wurden 1.226 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet.
  • Großbritannien ist wegen der Corona-Krise in eine Rezession gerutscht. Im zweiten Quartal schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 20,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal.
  • Ein Mitarbeiter des Casinos Zell am See hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Rund 300 Gäste sollen deshalb nun ihren Gesundheitszustand genau beobachten.
  • Laut Tourismusministerium haben mittlerweile mehr als 2.000 Betriebe am Corona-Testprogramm für Tourismusbetriebe teilgenommen, insgesamt wurde 65.000-mal getestet.
  • Der Gewerkschaftsbund (ÖGB) berichtet, dass Corona-Risikogruppen teils massiv von ihren Arbeitgebern unter Druck gesetzt würden.
  • Eine aktuelle Studie bescheinigt nur wenigen Wiener Schülern Antikörper im Blut. Demnach gab es unter 2.000 Schülern 26 Antikörpernachweise.
  • Durch die Corona-Krise sind die Bargeldzahlungen in Österreich um knapp 40 Prozent zurückgegangen. Onlinebanking wird verstärkt genutzt.

Hier finden Sie den Tagesüberblick vom Dienstag.

Fast 200 Neuinfektionen in Österreich in 24 Stunden

Innerhalb von 24 Stunden sind in Österreich 194 Neuinfektionen mit dem Coronavirus hinzugekommen (Stand Mittwoch, 9.30 Uhr). Das ist der höchste Wert seit mehreren Wochen, wie aus den täglich aktualisierten Daten von Innen- und Gesundheitsministerium hervorgeht. 91 Fälle wurden aus Wien gemeldet, wo damit eine überdurchschnittlich hohe Zahl an Befunden eingemeldet wurde.

31 Neuinfektionen gab es in Oberösterreich, 28 in Tirol, 21 in Niederösterreich und 13 in der Steiermark. Im einstelligen Bereich lagen die Zuwächse in Salzburg (fünf), im Burgenland und Kärnten (je zwei) sowie in Vorarlberg (ein neuer Fall).


Anschober: Für Österreich kommt nur ausreichend erprobter Impfstoff infrage

Die Regelungen zur Erprobung von Impfstoffen müssen auch beim Coronavirus zu 100 Prozent eingehalten werden. Das hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Mittwoch in Bezug auf die Zulassung einer russischen Vakzine betont. "Für die EU und damit für Österreich kommt ein nicht ausreichend erprobter Impfstoff nicht infrage", versicherte er in einer Aussendung.

Anschober ist zuversichtlich, dass 2021 einer oder mehrere umfassend getestete, sichere, wirksame und zugelassene Impfstoffe vorliegen. Innerhalb der EU werden die reservierten Liefermengen nach Bevölkerungsanteil aufgesplittet. "Österreichs Ziel ist dabei, eine Impfung für alle zu ermöglichen, die sich impfen lassen möchten. Derzeit arbeite man an einer Impfstrategie, um Vorgangsweise, Vorrang und Logistik vorzubereiten.


Deutschland verzeichnet meiste Neuinfektionen seit Mai

Die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen in Deutschland hat den höchsten Wert seit Anfang Mai erreicht. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 1.226 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet. Höher lag der Wert zuletzt am 9. Mai mit 1.251 registrierten Neuinfektionen.

Auf dem Höhepunkt war die Zahl der täglich gemeldeten Neuansteckungen Anfang April bei mehr als 6.000 gelegen. Die Zahl war im Mai in der Tendenz gesunken, seit Ende Juli steigt sie wieder.


Corona-Lockdown führte zu Rezession in Großbritannien

Großbritannien ist wegen der Corona-Krise in eine Rezession gerutscht. Im zweiten Quartal schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 20,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, gab das Statistikamt ONS am Mittwoch bekannt.

Bereits im ersten Quartal hatten sich in der zweitgrößten Volkswirtschaft Europas Spuren der Krise gezeigt. Von Jänner bis März war die Wirtschaftsleistung im Quartalsvergleich um 2,2 Prozent gesunken. Sinkt die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge, sprechen Ökonomen von einer technischen Rezession.


Mitarbeiter des Casinos Zell am See infiziert

Ein Mitarbeiter des Casinos Zell am See im Salzburger Pinzgau hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Die Gesundheitsbehörde des Bezirks hat heute, Mittwoch, rund 300 Gäste, die sich im Zeitraum 7. und 8. August in dem Casino aufgehalten haben, aufgerufen, ihren Gesundheitszustand zu beobachten und sich bei Covid-19-Symptomen bei der Hotline 1450 zu melden.

Der betroffene Mitarbeiter beobachtete am 10. August laut einer Aussendung des Landes-Medienzentrums leichte Symptome und hat sich an die Hotline 1450 gewandt. "Das positive Testergebnis wurde am 11. August abends der Behörde gemeldet", hieß es in der Aussendung. Das Kontaktpersonenmanagement sei sofort angelaufen, die 23 Mitarbeiter des Casinos werden heute vorsorglich auf Covid-19 getestet. Das Contact-Tracing habe ergeben, dass lediglich drei Gäste Kontaktpersonen der Kategorie 1 seien. Sie wurden in häusliche Quarantäne geschickt.


65.000 Tests im Tourismus

Im Rahmen des staatlich geförderten Corona-Testprogramms für Tourismusbetriebe sind bisher gut 65.000 Tests durchgeführt worden, 2.256 Betriebe haben am dem Programm teilgenommen, wie das Tourismusministerium am Mittwoch mitteilte. Künftig soll die Anzahl der Tests jede Woche auf der Plattform "Sichere Gastfreundschaft" veröffentlicht werden. Eine Österreich-Landkarte zeigt, in welchem Bundesland wie viele Testungen gemacht wurden und wie viele Tourismusbetriebe an dem Programm teilnehmen – aber nicht, wie viele der Tests positiv waren.

Seit Juli fördert der Bund Corona-Testungen in Tourismusbetrieben mit maximal 85 Euro pro Test – jeder Mitarbeiter kann sich einmal pro Woche untersuchen lassen. Dafür stehen bis Jahresende bis zu 150 Millionen Euro zur Verfügung. Bislang hagelte es lautstarke Kritik für die Teststrategie im Tourismus: Auch Betriebe von Wirtschaftskammer-Funktionären scheiterten an der Freiwilligkeit, machten nicht mit oder wussten nicht, ob ihre Mitarbeiter getestet wurden. Außerdem wurde publik, dass eine ÖVP-nahe Agentur vom Testprogramm profitierte, die angekündigte Zahl der Testungen wurde lange weit verfehlt.


ÖGB ortet Druck von Arbeitgebern auf Risikopatienten

Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) vermutet, dass die Regelung zum Schutz chronisch kranker Menschen mit einem hohen Corona-Infektionsrisiko nicht überall eingehalten wird. Angehörige von Corona-Risikogruppen würden teils massiv unter Druck gesetzt, berichtet der ÖGB. Einige Unternehmen hätten Risikopersonen sogar den Verzicht auf die im Gesetz verankerte Dienstfreistellung nahegelegt.

Dem ÖGB wurden demnach entsprechende Fälle aus zwei Bundesländern gemeldet, auch die Kopie der Verzichtserklärung einer Arbeitnehmerin liege vor. Durch die genaue Definition von Corona-Risikogruppen sollen Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko vor einer Ansteckung mit dem Virus geschützt werden. Mit entsprechendem Attest dürfen Betroffene entweder im Homeoffice arbeiten oder es werden am Arbeitsplatz besondere Schutzmaßnahmen für sie getroffen. Sollte beides nicht möglich sein, besteht der Anspruch auf eine befristete Dienstfreistellung. Der ÖGB rät Betroffenen, "keinesfalls Verzichtserklärungen ohne Rücksprache mit ihrem Betriebsrat oder mit der zuständigen Gewerkschaft zu unterschreiben".


Wiener Schüler haben laut Studie kaum Antikörper

26 positive Antikörpernachweise unter mehr als 2.000 getesteten Schülern ist eines der vorläufigen Ergebnisse einer großangelegten Covid-19-Studie in Wien. Unter den über 500 Studienteilnehmern im Volksschulalter haben demnach gar nur zwei vor dem Sommer eine Infektion mit dem neuen Coronavirus durchgemacht, sagte Ko-Studienleiter Thomas Frischer der APA.

Vor allem bei den unter Zehnjährigen habe man es mit "verschwindend wenigen Kindern mit einem positiven Antikörpernachweis" zu tun, sagte der Mediziner von der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde des Wilhelminenspitals in Wien-Ottakring. Man dürfe nicht vergessen, dass davon auszugehen ist, dass nach einer Infektion über Monate hinweg Antikörper nachweisbar sind. Demnach handelt es sich auch nicht um eine Momentaufnahme der Infektionen zu Testzeitpunkt wie beim PCR-Test, der im Rahmen der Studie zweimal positiv ausfiel, wie bereits Anfang Juli bekannt wurde.

Wie soll der Schulstart im Herbst unter Corona-Bedingungen möglich sein? Die Elternvertreter fordern Klarheit.
ORF

Bei derart wenigen kleinen Kindern, die in den Monaten vor der Testung nachweislich Kontakt mit Sars-CoV-2 hatten, könne man nicht sagen, "dass die die großen Schleudern der Infektion sind", erklärte Frischer, der im September mit Endergebnissen der Studie rechnet. Trotzdem könne man schon jetzt die Schlussfolgerung ziehen, "dass vor allem im Grundschulalter Kinder keine nennenswerte Quelle dieser Infektion darstellen können".

Wie sich die Situation im Herbst an Schulen und Co darstellen wird, könne man zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht beurteilen. Darüber herrscht seit geraumer Zeit Unklarheit: Während Italien mit einem umfassenden Konzept und viel finanziellen Mitteln vorprescht, fehlt in Österreich noch die Sicherheit. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) will einen "völlig normalen Schulstart", Elternvertreter fordern vom Bildungsminister ein Konzept. Zuletzt forderte die Lehrergewerkschaft eine Maskenpflicht für Schulen, auch deutsche Virologen empfehlen dies.


Bargeldzahlungen wegen Corona-Krise eingebrochen

Die Corona-Krise hat die Zahlungsgewohnheiten der Österreicher verändert. Bargeldzahlungen sind um 39 Prozent zurückgegangen, Mobile Banking hat hingegen deutlich zugenommen, zeigt eine Umfrage der Boston Consulting Group (BCG). Zahlungen mit Debitkarten sind hierzulande um 20 Prozent angestiegen, Internet-Banking um 16 Prozent.

Sieben Prozent der über 500 Befragten haben sich aufgrund der Krise zum ersten Mal für digitale Kanäle angemeldet. Weltweit waren es 16 Prozent. "Der geringe Anstieg ist dadurch begründet, dass schon vor der Krise ein hoher Anteil der Österreicher digitale Kanäle genutzt hat", heißt es von BCG.

Jeder Fünfte in Österreich plant laut dieser Umfrage, Bankfilialen künftig weniger oder nach Beendigung der Krise gar nicht mehr zu nutzen. Das Vertrauen der Österreicher in Banken ist aber mit 83 Prozent hoch – international liegt dieser Wert bei nur 70 Prozent.

Für die täglichen Bankgeschäfte nutzten die Österreicher während der Corona-Zeit Mobile Banking (56 Prozent), Bankomaten (44 Prozent) und die Homepage der jeweiligen Bank am PC (40 Prozent). 17 Prozent besuchten eine Bankfiliale, 13 Prozent kontaktierten ihren Bankbetreuer. (red, APA, 12.8.2020)