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Das Unternehmen entlässt 250 Mitarbeiter.

Foto:Reuters

Die Mozilla Corporation kündigt weitere 250 Mitarbeiter und somit ein Viertel der Belegschaft. Das kündigte das Unternehmen, das jenen Teil der Mozilla Foundation ausmacht, der für die Produktentwicklung zuständig ist, am Dienstag an. Zudem will das Unternehmen eine neue Richtung einschlagen, die sich auf Rentabilität und Produktgestaltung fokussiert. Grund für die strukturellen Veränderungen seien die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Daher sei es nicht möglich, die für dieses Jahr gesetzten Ziele zu erreichen, gab Mozilla-Chefin Mitchell Baker per E-Mail an das Personal bekannt.

Neue Produkte

In der nun veröffentlichten E-Mail schrieb Baker über die Neuorientierung des Unternehmens. Im Fokus solle fortan die Wettbewerbsfähigkeit der Mozilla Corporation liegen. Um diese zu gewährleisten, müsse man sich verstärkt auf die Nutzer und Produkte fokussieren. Reduzieren wolle man somit die Investitionen in Bereichen der Entwicklertools und des Ausbaus interner Plattformfunktionen.

Dafür soll es Verstärkung bei der Entwicklung neuer Produkte geben. Der Schwerpunkt liege dabei auf Datenschutz- und Sicherheitsprodukten. Zudem sollen neue Teams für das Design von Nutzeroberflächen und Maschinenlernen geschaffen werden, schrieb Baker in der E-Mail.

Internationaler Stellenabbau

Vom Personalabbau sind auch internationale Standorte betroffen. In Taiwan soll die Geschäftstätigkeit gänzlich beendet werden, 60 Mitarbeiter sollen neuen Teams zugeteilt werden. Wie "Heise" berichtet, ist die Mozilla Corporation zurzeit in einer Vielzahl von Ländern wie Deutschland, Australien, Neuseeland, Kanada, China und Großbritannien aktiv. Ob das Büro in Berlin, eines der größten im Ausland, von den Kündigungen betroffen ist, ist noch nicht bekannt. Betroffene Mitarbeiter sollen eine Abfindung erhalten, die das restliche Gehalt bis Ende Dezember umfasst.

Fokus auf Technologie und Profit

In einem weiteren Blogeintrag geht Baker näher auf die Neuorientierung und die "abstrakt wirkenden" Ziele des Unternehmens ein. Die übergeordnete Mission bleibe weiterhin, "das Internet zu reparieren". In Zukunft wolle man jedoch die Denkweise ändern. Während sich das Unternehmen bisher auf das reine "Verteidigen, Schützen und Bewahren" von Dingen konzentriert habe, müsse man nun "eine Geisteshaltung annehmen, die aktiv und neugierig ist und die sich mit den Menschen draußen in der Welt befasst".

Man wolle neue Prioritäten setzen und in Zukunft technologischen Fortschritt stärker antreiben. So erkenne man die Rolle Mozillas als "'technisches Powerhouse' innerhalb der aktivistischen Internetbewegung", diese müsse man weiterhin erhalten, schreibt Baker. Um das zu erreichen, wolle man fortan "neue Produkte testen und Unternehmen in Bereiche einbeziehen, die nicht zur traditionellen Web-Technologie gehören".

Die Wirtschaftlichkeit der Produkte ist ein weiterer Punkt, den Baker bei der Skizze der Neuorientierung anführt. So habe man erkannt, dass das klassische Modell von Mozilla, "bei dem alles kostenlos war, seine Konsequenzen hat". Die Herausforderung für das neue Mozilla bestehe darin, Wege zu finden, die es ermöglichen, sich selbst zu finanzieren "und ein Geschäftsmodell aufzubauen, das sich vom heutigen abhebt".

Personalabbau im Jänner

Erst im Jänner hatte Mozilla angekündigt, sich von 70 Mitarbeitern trennen zu müssen. Das Unternehmen befindet sich finanziell in einer schwierigen Lage, da die Einnahmen weiter sinken. Mozilla finanziert sich weitgehend durch Verträge mit Suchmaschinen, die als Standard im Browser von Mozilla eingestellt sind. Die Abhängigkeit vom Werbemarkt und die Konkurrenz durch andere Browser machten dem Unternehmen schwer zu schaffen. Nun sind eine Reihe von gewinnbringenden Produkten in der Entwicklung, in ausgewählten Ländern ist beispielsweise ein zahlungspflichtiger VPN-Dienst von Mozilla verfügbar. (red, 12.8.2020)