Leonhard Schneemann war zehn Jahre lang Bürgermeister in seiner Heimatgemeinde Unterkohlstätten.

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Eisenstadt – Bankendesaster haben, mehr als andere Wirtschaftskriminalfälle, immer auch eine politische Dimension. Das ist im Burgenland, wo vor genau zwanzig Jahren die landeseigene Bank Burgenland in die Luft geflogen ist, genauso. Damals hat SP-Landeshauptmann Karl Stix den Hut genommen. Und Hans Niessl ging in eine vorgezogene Neuwahl.

Diesmal traf es SPÖ-Wirtschaftslandesrat Christian Illedits, einst Bürgermeister von Rasporak/Draßburg, der über den Regionalligisten ASV Draßburg und die Mattersburger Fußballakademie eng mit Bankchef Martin Pucher verbunden war. Ein geschenktes Goldblatt im heutigen Wert von 5400 Euro zu seinem Sechziger vor zwei Jahren kostete ihn das Amt.

"Die beste Wahl"

Seit Mittwoch steht nun sein Nachfolger fest. Leonhard Schneemann, Geschäftsführer der landeseigenen Kurbad Tatzmannsdorf AG, wird das Ressort übernehmen. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, dem das Bankdesaster in eine Offensive gegen die eigene Parteispitze gegrätscht ist, bezeichnete Schneemann, ehemals Bürgermeister von Unterkohlstätten, als "die beste Wahl".

In Mattersburg, wo Christian Illedits SPÖ-Bezirkschef gewesen ist, wird das eher bezweifelt werden. Dem roten Comme-il-faut zufolge hätte ein Mattersburger dem Mattersburger folgen müssen. Der neue Bezirkschef, Neudörfels Bürgermeister Dieter Posch, wird also gleich einmal alle Hände voll zu tun haben, die Seinen zu überzeugen von Doskozils Dafürhalten.

Landtagssitzung

Am heutigen Donnerstag wird man sich vom neuen Landesrat ein erstes Bild machen können. Die vereinte Opposition – ÖVP, FPÖ, Grüne – haben zur außerordentlichen Landtagssitzung geladen. Und dort werden sie ihn nach der Angelobung auf Herz und Nieren prüfen. Und dem Landeshauptmann ins Kreuzverhör nehmen. Das jedenfalls hat die ÖVP schon angekündigt.

Sollten Doskozils Antworten der Opposition nicht reichen – und davon wird man wohl ausgehen können, denn wann hätte eine Opposition gegen eine Alleinregierung schon solch eine Bühne –, wurde schon angekündigt, einen Untersuchungsausschuss einberufen zu wollen. Wäre es nicht so bitterernst, könnte man sagen: Für Unterhaltung ist gesorgt. (wei, 12.8.2020)