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Der 22-jährige Max Verstappen hat keine Bedenken.

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Der Niederländer Max Verstappen geht die Sache pragmatisch an. Ein Formel-1-Rennen im Corona-Hotspot Barcelona? "Ich erwarte keine Schwierigkeiten", sagt der Red-Bull-Star, der zuletzt in Silverstone gewonnen und die Dominanz von Mercedes unterbrochen hat. "Corona gibt es doch nicht nur in Spanien. Wir müssen einfach vorsichtig sein."

Allerdings sind die Infektionszahlen rund um die Metropole vor dem Rennen am Sonntag (15.10 Uhr, ORF 1 und RTL) wieder deutlich angestiegen. Das deutsche Robert-Koch-Institut hat Katalonien daher längst wieder zum Risikogebiet ernannt, auch das österreichische Außenministerium warnt vor Reisen aufs spanische Festland.

Kritisch

Die Augen-zu-und-durch-Taktik der Formel 1 wird daher durchaus kritisch beäugt. Innerhalb der Blase ist man sich allerdings recht sicher, weil der Reisetross kaum Kontakt zur Außenwelt hatte, hat und haben wird. Intern sind die Bereiche klar getrennt, jedes Team hat quasi seine eigene Welt.

"Ich bleibe ja in meiner Blase, für mich ändert sich nichts", sagt etwa Weltmeister Lewis Hamilton von Mercedes. "Ich habe weiterhin nur mit ein paar wenigen Menschen direkt zu tun, ich komme am Flughafen an, fahre zu meinem Motorhome an der Strecke. Und dort bleibe ich für vier Tage, so wie zuletzt auch."

Drei Fälle

Man ist mittlerweile selbstbewusst im Fahrerlager. 25.000 Tests hat die Formel 1 seit dem Auftakt ihrer Geistersaison Anfang Juli in Spielberg durchgeführt, darunter waren nur drei positive Fälle, davon ein prominenter: Der Mexikaner Sergio Perez setzte zuletzt die beiden Rennen in Silverstone aus, in Barcelona wird er im Racing-Point-Cockpit zurückerwartet.

"Ich denke, die Resonanz der ersten Rennen hat gezeigt, dass die Formel 1 alles richtig gemacht hat", sagte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko bei F1-insider.com: "Dass die Rennen im Moment ohne Zuschauer stattfinden, ist ein Kompromiss, den wir eingehen mussten. Alles geht um die hohe Kunst des Abwägens."

Und so war es zwischenzeitlich auch durchaus eine Option, das Barcelona-Rennen abzusagen und durch einen weiteren, dritten WM-Lauf in Silverstone zu ersetzen. Allerdings vor allem aus organisatorischen Gründen: Da Katalonien auch aus Sicht der britischen Regierung nicht mehr zu den sicheren Regionen zählt, müssen Reisende nach ihrer Rückkehr eigentlich in zweiwöchige Quarantäne.

Und eine solche, sagt Marko, "würde den Formel-1-Betrieb lahmlegen". Der Grund: Die große Mehrzahl der Teams sitzt in England, und nur zwei Wochen nach dem Rennen in Spanien ist bereits der GP in Spa, Belgien, angesetzt. 14 Tage Isolation wären da nicht umsetzbar.

Sonderregel

Die Lösung ist eine Sondergenehmigung. Formel-1-Reisende, ebenso wie Teilnehmer anderer Profisportveranstaltungen, können die Quarantäne-Regelung unter bestimmten Auflagen umgehen. "Wir haben trotz des Anstiegs der Corona-Zahlen in Spanien grünes Licht bekommen", sagt Marko.

Die Zahlen in der Formel 1 sind freilich dunkelrot. Wie Rechteinhaber Liberty Media in New York mitteilte, ist der Umsatz fürs zweite Quartal auf 24 Millionen Dollar abgestürzt. Von April bis Juni 2019 hatte der Umsatz noch bei 620 Millionen gelegen. Nach einem Gewinn von 14 Millionen im zweiten Quartal 2019 machte die Rennserie nun 136 Millionen Verlust. Die Formel 1 bezieht von den Streckenbetreibern üppige Antrittsgebühren, wegen der Pandemie mussten alle Rennen im ersten Halbjahr 2020 abgesagt oder verschoben werden. (sid, hac, 12.8.2020)