13 Hektar an Boden werden in Österreich täglich verbaut, und es wird immer noch weiter asphaltiert.

Foto: Apa/Barbara Gindl

Salzburg – Es sind zwei prominente Unterstützer, die in der Festspielzeit auf den Bodenverbrauch aufmerksam machen: Jedermann Tobias Moretti und Dirigent Franz Welser-Möst fordern zusammen mit dem Vorstand der Hagelversicherung, Kurt Weinberger, einen Stopp der Verbauung.

In Österreich werden täglich 13 Hektar an Boden zubetoniert. Vom im Regierungsprogramm verankerten Ziel, maximal 2,5 Hektar täglich zu verbauen, sei man weit entfernt, sagt Weinberger. Österreich habe europaweit die höchste Supermarktflächen- und Straßendichte pro Kopf und 40.000 Hektar an leerstehenden Industriehallen.

In den letzten 20 Jahren seien 150.00 Hektar Agrarflächen durch Verbauung zerstört worden – das entspreche dem gesamten Agrarland im Burgenland, sagt der Vorsitzende der Hagelversicherung. "Wir legen unsere Lebensmittelversorgung in Schutt und Asche und sägen damit am eigenen Ast", betont Schauspieler Tobias Moretti, der selbst eine Landwirtschaft betreibt. Besonders in Krisenzeiten werde auf regionale Lebensmittel wert gelegt. Die Allianz mit dem Namen Stoppt Bodenvernichtung will Bewusstsein dafür schaffen, dass Boden eine krisen- und systemrelevante Infrastruktur ist.

Leere asphaltierte Parkflächen

Welser-Möst sieht besonders in den vielen überdimensionierten Supermärkten, deren asphaltierte Parkflächen außer am Samstagvormittag meist leer stehen, und in großen Industriebauten eine Verschandelung der Landschaft. Das gefährde auch die Identität und das Tourismusland Österreich.

Die Allianz fordert monetäre Anreizsysteme zur Revitalisierung von Leerstand, ein Bauverbot für besonders schützenswerte Flächen und die Flächenwidmung an die Länder zu binden. "Bürgermeister sind überfordert, wenn es um Ästhetik geht, und mit der Tragweite der Entscheidungen", betont Welser-Möst. "Je kleiner die Gemeinde ist, desto größer ist die Verhaberung. Es braucht eine übergeordnete Instanz." Zudem sei die Kommunalsteuer das völlig falsche Konstrukt, sagt Weinberger. Sie bringe Bürgermeister in einen ständigen Interessenkonflikt.

Für die Hagelversicherung sind auch die zunehmenden extremen Naturereignisse ein Thema. Der zubetonierte Boden könne kein CO2 oder Wasser speichern, sagt Weinberger. Die Folge seien Hitze und Überschwemmungen, die Schäden würden zunehmen. "Wenn wir keine Maßnahmen setzten, wird unser Land ohne Äcker, zukunftslos", sagt der Vorstandsvorsitzende. (Stefanie Ruep, 12.8.2020)