Vor drei Jahren erzählte mir ein prominenter TV-Journalist von einem Hintergrundgespräch, das er kurz zuvor mit Dietrich Mateschitz geführt hatte. Das kopfschüttelnd vorgebrachte Fazit des Journalisten lautete: "Bistdudeppat, verglichen mit dem ist der Felix Baumgartner ein Linksliberaler!" Umso überraschter war ich, als kurze Zeit später bekannt wurde, dass Mateschitz eine Plattform für investigativen Journalismus gegründet hat. Dieses Medium namens "Addendum" lieferte in der Folge tatsächlich einige Anerkennung verdienende Recherchen, unter anderem zum brandaktuellen Thema "Wie weit reicht der Arm des Glücksspiels in Österreichs Politik".

Doch in der für sein Fortbestehen entscheidenden Zielgruppe ist "Addendum" leider gescheitert: bei den über 75-jährigen Multimilliardären aus der Getränkebranche. (Wie mir Mitarbeiter des Red-Bull-Medienhauses glaubhaft versicherten, dürften Misserfolge in besagter Zielgruppe ganz generell das einzig relevante Kriterium für die Absetzung medialer Projekte sein.) Man könnte also die dieser Tage erfolgte Einstellung von "Addendum" damit erklären, dass – auch angesichts der eingangs erwähnten ideologischen Verortung – die Arbeit der Rechercheplattform ihrem Gründer keine rechte Freude gemacht hat.

Dietrich Mateschitz hat die Rechercheplattform "Addendum" aufgelöst.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Mehr Gefallen hätte er vielleicht an einem anderen Medienprojekt gefunden. "Strache plante neues Medium mit Ex-Krone.at-Chef Richard Schmitt", enthüllte unlängst der STANDARD. Das klingt vielversprechend und lässt einen spekulieren, worüber dieses Medium wohl berichtet hätte:

"Klosterneuburg gehört zu Wien! Wie eine ordentliche Wohnraumpolitik Klosterneuburg zwischen 1938 und 1945 zu einem Wiener Gemeindebezirk gemacht hat und wie es danach vom roten Wien ausgegrenzt wurde."

Rohrbrüche

"Welches Gesetz brauchst Du? Mach mit bei unserer großen Leser-Umfrage! In Führung liegt jetzt schon das Bürgerrecht auf staatlich subventionierte Brust-Vergrößerungskliniken."

"Traumjob Nationalratsabgeordneter! Wie man mit ein bisschen Taschen-Geld dabei ist."

Als Name hätte sich zu Ehren Schmitts und seines journalistischen Zuganges "Schmalbart News" angeboten, und mit der von Strache persönlich formulierten Stellenanzeige "Wir suchen die größten Huren auf dem Planeten" wäre auch das Finden passender Redakteure kein Problem gewesen.

Wer weiß, vielleicht hätten daraufhin auch andere, sich in ähnlicher Lage wie Strache befindliche Prominente ihre eigenen Medien mit unterstützenden Journalisten gegründet? Karl-Heinz Grasser etwa könnte sich dabei von Michael Jeannée, Ida Metzger und Ferdinand Wegscheider helfen lassen. Aber auch noch nicht in juristische Kalamitäten geratene Politiker könnten an diesem Modell Gefallen finden. Möglicherweise soll es sogar schon ein von Sebastian Kurz initiiertes Medienprojekt mit Richard Grasl, Martina Salomon und Erwin Hameseder geben, das seine ersten Ausgaben quasi piratenmäßig unter dem Namen einer dafür gekaperten, bislang angesehenen österreichischen Tageszeitung veröffentlicht haben soll.

Solche Mediengründer sollten aber bedenken, was das Beispiel "Addendum"-Mateschitz lehrt: Auch bei der Installation von Sprachrohren kann es zu Rohrbrüchen kommen. (Florian Scheuba, 13.8.2020)