Nicht mehr auf Tiktok: Komiker Dieudonné.

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Der Video-Dienst Tiktok hat das Profil des wegen antisemitischer Äußerungen verurteilten französischen Komikers Dieudonné M'Bala M'Bala gesperrt. "Dieudonnés Konto wurde von der Plattform genommen", sagte ein Tiktok-Sprecher am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Angaben zu den Hintergründen der Entscheidung machte er nicht.

Wegen judenfeindlicher Äußerungen wurden zuvor bereits Dieudonnés Konten in den US-Online-Diensten Youtube, Facebook und Instagram entfernt.

Sperre auch bei Twitter gefordert

Der französische Antidiskriminierungsbeauftragte Frédéric Potier begrüßte die Sperrung Dieudonnés bei Tiktok und forderte den Kurzbotschaftendienst Twitter auf, es der chinesischen Video-App gleichzutun. "Worauf wartet Ihr?", twitterte er.

Facebook und Instagram hatten das Nutzerkonto Dieudonnés vergangene Woche gesperrt, nachdem dieser "die Opfer der Shoah verspottet hatte", wie der US-Internetkonzern erklärte. Dieudonné habe sich in "entmenschlichender Weise" über Juden geäußert. Bereits Ende Juni hatte Youtube den Komiker wegen "wiederholter Verstöße" gegen die Richtlinien gesperrt.

Der vor allem bei jungen Menschen mit Migrationsgeschichte in Frankreich beliebte Komiker sorgt seit Jahren mit antisemitischen Sprüchen für Kontroversen. Der 54-Jährige wurde deshalb wiederholt zu Geldstrafen verurteilt, zuletzt im November vergangenen Jahres. Schuldig gesprochen wurde er auch wegen der Verherrlichung von Terrorismus.

Regierung gegen Komiker

Die französische Regierung hat wiederholt versucht, Auftritte Dieudonnés zu verbieten – insbesondere, nachdem er vor Fans wiederholt eine Geste zeigte, die an den Hitlergruß erinnerte.

Die französische Justiz untersucht unterdessen einen brutalen und mutmaßlich antisemitischen Überfall auf einen 29-Jährigen in Paris. Es werde wegen Raubes in Verbindung mit Gewalttätigkeiten und einem religiösen Motiv ermittelt, wie Justizkreise der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch bestätigten. Der Fall sorgt in der Hauptstadt für Empörung: Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo verurteilte bereits eine "gewalttätige und schändliche antisemitische Aggression".

Der Mann war in einem Wohnhaus im Nordosten der Metropole von zwei Männern geschlagen und gewürgt worden. Sie beschimpften ihn als Juden und stahlen ihm eine wertvolle Armbanduhr, wie französische Medien unter Berufung auf Angaben des Mannes berichteten. Im Treppenhaus sei das Opfer dann in Ohnmacht gefallen.

Der Verband BNVCA, der gegen Antisemitismus eintritt, teilte mit, das Opfer sei 29 Jahre alt und habe bereits in der vergangenen Woche Anzeige erstattet. BNVCA-Vorsitzender Sammy Ghozlan erklärte ergänzend, der Mann habe eine Kippa getragen, als er angegriffen wurde. (APA, 12.8.2020)