Mittlerweile sind die Aussagen im Mainstream angekommen: Corona-Verschwörungsmythen werden von Menschen geteilt, von denen man es eigentlich nie gedacht hätte, von Familienmitgliedern oder engen Bekannten. Kein Stammtisch kommt ohne die Geschichten über Bill Gates' Überwachungsimplantate aus oder die Erzählung, dass Juden hinter dem Virus stecken würden, um mit Impfungen Geld zu machen. Als Speerspitze derartiger Erzählungen gilt Qanon.

Demonstration der "Initiative für evidenzbasierte Corona-Informationen" in Wien.
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Wieder einmal hat die Stunde der Antisemiten geschlagen. Eine Umfrage der Universität Oxford ergab, dass ein Fünftel der befragten Briten der Aussage "Juden haben das Virus erschaffen, um die Wirtschaft lahmzulegen und finanziellen Profit daraus zu ziehen", zumindest ein wenig zustimmt.

Juden dienen seit Jahrhunderten als Projektionsfläche für alles, was im eigenen Leben nicht stimmt – Benachteiligungen, Armut, Krankheit. Die Suche nach Schuldigen ist einfacher, als sich mit den Problemen auseinanderzusetzen.

Hierzulande gehen Antisemiten auch wieder auf die Straße. Sie tauchen bei Corona-Demos auf und tragen dabei einen sogenannten Judenstern. Damit verharmlosen sie die Verbrechen der Nazis. Die Regierung schaut diesem Treiben tatenlos zu. Es liegt also an der Zivilgesellschaft, dagegen aufzustehen. Dazu gehört auch, Tacheles zu reden. Nicht nur mit der Tante, die im Internet Verschwörungserzählungen verbreitet, sondern auch wenn eine Künstlerin mit Antisemitismus spielt. (Markus Sulzbacher, 13.8.2020)