Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Stoff für Diskussionen zusätzliche Radwege oder Begegnungszonen in Wien offenbar hergeben. Ein Pool am Gürtel ist zwar eine um ein paar Spuren größere Intervention als einige Meter an zusätzlichen Radwegen – trotzdem ist es beachtlich, wie sehr eine derartige Aktion die Gemüter erhitzen kann.

Gemischte Gefühle haben die Anrainerinnen und Anrainer der neu eröffneten Gürtelfrische West in Wien.
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Man kann es aus gutem Grund unsympathisch finden, wenn mit Begriffen wie "Pop-up" politische Projekte vermarktet werden sollen. Man kann auch kritisieren, dass es sich nur um einen Fleckerlteppich an Maßnahmen handelt, der ganz große Wurf aber ausbleibt. Oder dass die Projekte just im anlaufenden Wien-Wahlkampf lanciert werden. Diese Einwände sind gerechtfertigt – nicht aber die Kritik, die neuen Angebote seien per se ein Holler und sollten verschwinden. Denn ganz im Gegenteil – wir brauchen viel mehr davon, und zwar langfristig: mehr Platz, mehr Radwege, mehr gratis Pools.

Was die Projekte mit Sicherheit geschafft haben, ist, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Die Frage wird jetzt sein, ob darüber hinaus etwas bleiben wird. Und ob die Idee, dadurch neue Denkmöglichkeiten zu eröffnen, aufgeht. Aktuell ist die Wirkung der Aktionen vor allem eines: temporär. Das Schlimmste wäre, wenn die Projekte über die Ebene des Wahlkampfgags nicht hinauskommen. Die Stärke der Stadtregierung würde sich zeigen, wenn es hieße: Das alles bleibt und wird ausgebaut – sowohl nach der Wahl als auch nach der Krise. (Vanessa Gaigg, 13.8.2020)