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Joe Biden und Kamala Harris werfen US-Präsident Donald Trump Versagen in der Corona-Krise vor.

Foto: AP/Carolyn Kaster

Wilmington/Washington – Der designierte demokratische US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden und seine Vizekandidatin Kamala Harris haben bei einem ersten gemeinsamen Auftritt Geschlossenheit und Kampfwillen demonstriert. In Bidens Heimatstadt Wilmington im Bundesstaat Delaware zeigten sie sich am Mittwoch entschlossen, bei der Wahl im November Präsident Donald Trump zu besiegen.

Die beiden Demokraten attackierten den republikanischen Amtsinhaber scharf und warfen ihm ein Versagen in der Corona-Krise vor. "Amerika ruft verzweifelt nach Führungsstärke", sagte Harris. "Das Missmanagement des Präsidenten im Umgang mit der Pandemie hat uns in die schwerste Wirtschaftskrise seit der Großen Depression gestürzt."

Zugleich werde immer mehr Menschen das Problem von Rassismus und systemischen Ungerechtigkeiten bewusst, sagte die Senatorin mit jamaikanisch-indischen Wurzeln. "Wir haben aber einen Präsidenten, dem es mehr um sich selbst geht als um die Menschen, die ihn gewählt haben."

Biden: "Chaos beenden"

Auch Biden attackierte Trump scharf. Anstelle die Krisen anzugehen, verbringe der frühere Immobilienmogul seine Zeit "auf dem Golfplatz", sagte der frühere Vizepräsident. Gemeinsam mit Harris werde er "dieses Land wieder aufbauen". Am 20. Jänner 2021 werde die Senatorin als erste Frau der US-Geschichte ihren Amtseid als Vizepräsidentin ablegen. "Und dann werden wir uns an die Arbeit machen und das Chaos beenden, das Präsident Trump und Vizepräsident Mike Pence hier und im Ausland gestiftet haben."

Biden hatte Harris am Dienstag zum sogenannten Running Mate gemacht. Die 55-Jährige könnte als erste Frau und erste Schwarze Vizepräsidentin der USA werden. Umfragen sehen Biden derzeit vor Trump. Biden, der frühere Vize von Präsident Barack Obama (2009–17), pries erneut Harris. Sie sei smart und erfahren und bereit, vom ersten Tag an zu regieren.

Biden (77) schlug nach persönlichen Angriffen von Trump (74) zurück. "Jammern ist, was Donald Trump am besten kann", sagte er. Trump bezeichnet Biden stets als "schläfrigen Joe" und nannte Harris am Vortag eine Schwindlerin.

Harris: "Trump ist Aufgabe nicht gewachsen"

Die Präsidentenwahl im November sei ein lebensverändernder Moment für Amerika, ein Wendepunkt, der den Weg des Landes auf Jahre bestimmen werde, betonte Biden. Harris sagte: "Alles, was uns wichtig ist (...), es steht alles auf dem Spiel." Trump sei ein Präsident, der sich mehr um sich selbst als um die Menschen kümmere, die ihn gewählt hätten. "In nur 83 Tagen haben wir die Chance, eine bessere Zukunft für unser Land zu wählen."

Mit Blick auf die Corona-Krise sagte Harris: Der Grund, warum das Virus die USA besonders hart getroffen habe, sei, "dass Trump es von Anfang an nicht ernst genommen hat". Während sich andere Länder auf die Wissenschaft verlassen hätten, habe Trump "Wunderarzneien" propagiert, die er beim Sender Fox News gesehen habe. "Das passiert, wenn wir jemanden wählen, der der Aufgabe einfach nicht gewachsen ist", sagte Harris. In den USA wurden mehr als fünf Millionen Corona-Erkrankungen registriert – rund ein Viertel der weltweiten Fälle. Mehr als 165.000 Menschen starben.

Umfrage: Harris könnte Biden bei Frauen und Jungen helfen

Die Wahl von Harris als Running Mate könnte sich für Biden jedenfalls auszahlen. Denn sie schneidet in einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters bei mehreren wichtigen Wählergruppen besser ab als der eigentliche demokratische Präsidentschaftskandidat. So sagen 60 Prozent der befragten Frauen, eine positive Meinung über Harris zu haben. Biden erhält von 53 Prozent der Frauen Zuspruch.

Auch bei erwachsenen Amerikanern unter 35 kommt Harris mit 62 Prozent etwas besser an als Biden. Zudem geben etwa ein Viertel der Anhänger der gegnerischen Republikanischen Partei an, einen positiven Eindruck von Harris zu haben. Über Biden äußert sich nur ein Fünftel dieser Gruppe positiv.

Harris könnte Biden also dazu verhelfen, bei der Wahl im November in wichtigen Wählergruppen zusätzlich zu punkten – und womöglich sogar einige Republikaner zum Wechsel in sein Lager zu bewegen. An Bidens Umfragevorsprung ändert sich gleichwohl wenig. In der mit dem Meinungsforschungsinstitut Ipsos am Dienstag und Mittwoch erstellten Online-Erhebung geben 46 Prozent an, sie würden dem Kandidaten-Duo Biden und Harris ihre Stimme geben. Trump und dessen derzeitigen Vizepräsidenten Pence würden 38 Prozent wählen. In einer ähnlichen Umfrage von Anfang der Woche fiel der Abstand zwischen Biden und Trump einen Prozentpunkt geringer aus. (APA, 13.8.2020)