Der Uno-Sicherheitsrat beschäftigt sich regelmäßig mit dem Iran wie hier in einer Sitzung zum Atomabkommen im Jänner.

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New York – Die USA haben einen Resolutionsentwurf zur Verlängerung des Waffenembargos gegen den Iran in den Uno-Sicherheitsrat eingebracht. Der Text, der Diplomaten zufolge aller Voraussicht nach scheitern wird, könnte den Beginn eines heftigen Ringens um das endgültige Schicksal des Wiener Atomabkommens von 2015 markieren.

Wann die 24-stündige Abstimmungsphase über den Entwurf beginnt, entscheidet das Ratsmitglied Indonesien, das dem mächtigsten Uno-Gremium im August vorsitzt. Hintergrund ist das Auslaufen des Uno-Waffenembargos gegen den Iran im Oktober. Dessen Verlängerung befürworten neben den USA im Prinzip auch Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Der nun eingebrachte Entwurf aber, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, scheint für eine Reihe von Mitgliedern des Uno-Sicherheitsrats problematisch zu sein. Das liegt unter anderem daran, weil er ohne Zeitbegrenzung gelten soll, was der Absicht des Atomabkommens von 2015 entgegenlaufen würde.

Embargo "auf andere Weise"

Einige Diplomaten in New York sehen die amerikanischen Bemühungen aber nur als Vorgeplänkel der Trump-Regierung, um das Atomabkommen komplett aus den Angeln zu heben. Der damalige US-Iran-Beauftragte Brian Hook ließ im Falle des Scheiterns des Entwurfs am Plan Washingtons bereits im Mai in einem Kommentar im "Wall Street Journal" wenig Zweifel: "Wenn die amerikanische Diplomatie jedoch durch ein Veto erschöpft ist, behalten sich die USA das Recht vor, das Waffenembargo auf andere Weise zu erneuern."

Dann erwähnte Hook den sogenannten Snapback-Mechanismus: Eine Möglichkeit für die Staaten des Atom-Deals, Verstöße des Iran gegen seine Verpflichtungen anzuprangern und damit schließlich die Wiedereinsetzung aller internationaler Sanktionen aus der Zeit vor dem Abkommen zu erreichen – ohne, dass dies durch ein Veto anderer Mitglieder verhindert werden könnte. Es ist umstritten, ob die USA zum Auslösen des Snapback berechtigt wären, denn die Trump-Regierung ist 2018 einseitig aus dem Deal ausgestiegen.

Gräben zwischen Europa und den USA

Die Uno-Vetomächte USA, China, Russland, Frankreich und Großbritannien sowie Deutschland einerseits und der Iran andererseits hatten sich nach Jahre langem diplomatischen Ringen 2015 in Wien auf das Abkommen geeinigt, das Teheran eine friedliche Nutzung der Kernkraft gestattet, aber die Entwicklung von Kernwaffen verwehrt. Es stellte die iranische Atomindustrie unter Kontrolle und sagte den Abbau westlicher Wirtschaftssanktionen zu. Der Deal wurde auch durch eine Resolution des Uno-Sicherheitsrates bekräftigt. Die USA fordern ein härteres Abkommen mit weiteren Auflagen für die Führung in Teheran. Die anderen Partner halten am bestehenden Deal fest.

Der sich nun anbahnende Streit, so die Befürchtung, könnte im schlimmsten Fall zu einer diplomatischen Schlacht führen, die nicht nur die Gräben zwischen Europa und den USA vertiefen, sondern auch dem Atomabkommen von 2015 den endgültigen Todesstoß versetzen sowie den Uno-Sicherheitsrat beschädigen würde. (APA, 13.8.2020)