Während das Binnen-I schon wieder als altmodisch gilt (unter anderem, weil es zu sehr die Zweigeschlechtlichkeit betonen würde), sind in jüngerer Vergangenheit verschiedene Schreibweisen aufgetaucht, die Genderneutralität zum Ausdruck bringen sollen: etwa Schrägstrich, Unterstrich oder Underscore (auch "Gender Gap" genannt), Klammer, Doppelpunkt und die im Schriftbild wohl auffälligste Variante, das Gendersternchen.

Die Vielzahl der Möglichkeiten ist zugleich einer der Gründe, warum sich die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) nun ausdrücklich gegen die Nutzung solcher Schreibweisen gewandt hat. Es ergebe sich eine uneinheitliche Rechtschreibung, die bei Sprechern und Schreibern ebenso wie bei Zuhörern und Lesern zu Unsicherheiten führe. Auch sei unklar, wie Wörter wie "Leser*in" ausgesprochen werden sollen. Dazu käme noch, dass auch Formen verwendet werden, die grammatikalisch schlicht und einfach falsch sind – etwa "Ärzt*in" (da es ja das Wort "Ärzt" nicht gibt).

Prioritäten

Die in Wiesbaden ansässige GfdS ist ein von der Konferenz der deutschen Kultusminister und dem Staatsministerium für Kultur finanzierter Verein, der den Sprachwandel beobachtet und Empfehlungen für den Sprachgebrauch gibt. Bekannt ist die GfdS unter anderem auch dafür, dass sie alljährlich das deutsche Wort, Unwort und Jugendwort des Jahres verlautbart.

Die GfdS befürworte zwar grundsätzlich eine diskriminierungsfreie Sprache, heißt es in ihrer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung. Gendersternchen und vergleichbare Schreibweisen würden aber aus sprachlicher Sicht kein geeignetes Mittel darstellen. Und keine von ihnen sei mit den amtlichen Regeln deutscher Rechtschreibung vereinbar. Es gebe allerdings durchaus Möglichkeiten, Formulierungen zu wählen, die den Regeln der deutschen Sprache nicht zuwiderlaufen, etwa die Verwendung von Partizipien (wie "Studierende" statt "Studenten").

Orthografische und grammatikalische Richtigkeit und Einheitlichkeit sowie die Lesbarkeit und Verständlichkeit eines Textes stünden an erster Stelle, betont die Gesellschaft. "Die GfdS rät daher ausdrücklich davon ab, das Gendersternchen und ähnlich problematische Formen zu verwenden." (red, APA, 13.8.2020)