In den vergangenen Wochen buhlten Kleinparteien um die Unterstützung der Wiener. Im Bild: Links beim Sammeln.

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Einen Monat hatten Listen mit politischem Willen – aber ohne Gemeinderatsmandat –Zeit, um ausreichend Unterstützer für ihre Kandidatur bei der Wien-Wahl zu finden. Am Freitag um 13 Uhr müssen die Unterschriften beisammen sein, um am 11. Oktober auf dem Stimmzettel stehen zu können.

Die neuen Anwärter brauchen für den Gemeinderat in jedem der 18 Wahlkreise 100 Unterschriften – also 1.800. Auf Bezirksebene ist es leichter: Hier reichen 50 pro Bezirk. Das macht insgesamt 2.950 Signaturen, die es zu sammeln gilt, wenn man auf allen Ebenen mitspielen will. In den vergangenen Tagen regnete es bereits Jubelmeldungen einzelner Kleinparteien, die ihr Ziel erreicht haben; andere hoffen noch auf Signaturen im Endspurt.

· Das große Sammeln stand auch auf der Agenda des ehemaligen Vizekanzlers und Wiener FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache. Sein Team HC ist aktuell mit drei Mandataren im Rathaus vertreten, die von der FPÖ übergelaufen sind. Dennoch musste sie um Unterschriften buhlen, denn sie war ja nicht durch das Wahlergebnis 2015 ins Stadtparlament eingezogen. Bereits vergangenes Wochenende hatte die rechte Truppe allerorten genügend Sympathisanten zum Magistrat bewegt und tritt somit auf allen Ebenen an.

· Auch das linke Bündnis mit dem knappen Listennamen Links hat die Mobilisierung schon früher als nötig hinter sich gebracht. "Wir haben fertig", verkündeten sie Anfang der Woche auf Instagram. In allen Wahlkreisen und Bezirken seien insgesamt mehr als 5.500 Unterschriften zusammengekommen. Mit an Bord ist auch die KPÖ.

· Mit SÖZ (Soziales Österreich der Zukunft) will es die Ex-Nationalratsabgeordnete Martha Bißmann versuchen. SÖZ will sich gegen die Diskriminierung von Minderheiten einsetzen. Stand Donnerstag hatte SÖZ auf Gemeinderats- und Bezirksebene nahezu überall genügend Unterschriften gesammelt. In Hietzing fehlen noch ein paar.

· Die linke Kleinstpartei Wandel tritt nur bei der Bezirksvertretungswahl in Wien-Neubau an. Dabei hatte Wandel zuletzt viel Aufmerksamkeit gewonnen – sie haben mit einer Sachverhaltsdarstellung die Diskussion rund um den Hauptwohnsitz von Strache gestartet. In Neubau hat der Wandel die erforderlichen Unterschriften bereits in der Tasche.

· Die Partei Volt wirbt für einen dezidiert proeuropäischen Kurs und ist laut eigenen Angaben in mehr als 30 Ländern vernetzt. Auf Bezirksebene, wo auch EU-Bürger das Wahlrecht besitzen, setzt Volt daher auf ein internationales Kandidatenteam. "Die in Wien lebenden EU-Bürger kennen und schätzen die Bedürfnisse einer so bunt gemischten Gesellschaft, wie Wien sie täglich lebt", sagt Marlies Steinhauser, Co-Präsidentin von Volt Österreich. In den Bezirken zwei bis zehn sowie in Floridsdorf war die Partei beim Sammeln erfolgreich; in Penzing will man es noch bis zum Schluss versuchen, heißt es auf STANDARD-Anfrage. Zudem hat Volt auch schon für die Gemeinderatswahl in den Wahlkreisen West und Zentrum eingereicht.

· Die Piratenpartei beschränkt sich auf eine Kandidatur in der Leopoldstadt.

· Die kommunistische Partei der Arbeit verkündete am Freitag, dass sie bei der Bezirksvertretungswahl in Ottakring antreten wird.

· Artikel Eins will sich für mehr direkte Demokratie einsetzen. Wegen Corona und Urlaubszeit sei es aber momentan besonders schwer, Menschen auf der Straße zu erreichen, sagt ein Aktivist. Man hofft, bis Freitag wenigstens noch in der Brigittenau genügend Unterstützer zu finden, um dort für die Bezirksvertretung ins Rennen zu gehen.

· Auch Mein Wien heftet sich das Thema Mitbestimmung auf die Fahnen. Über den Stand bei Unterstützungserklärungen will Robert Marschall, bekannt durch zahlreiche Anti-EU-Initiativen, den STANDARD nicht informieren. "Die Medien" würden beim Bericht über kleine Listen versagen, meint er. Auch die Stadt Wien sabotiere die Erfolgschancen noch nicht etablierter Gruppierungen.

· Die Bierpartei hat in den meisten Bezirken bereits ausreichend Unterstützer angelockt – immerhin wird dafür im Gegenzug ein Gratisbier in Aussicht gestellt. In Hietzing scheint es mit Trinkern aber noch eng zu werden. (Theo Anders, Oona Kroisleitner, 13.8.2020)