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Die Deutsche Telekom bläst in den USA zum Angriff

Foto: Reuters

Nach der Fusion ihrer US-Tochter mit dem Konkurrenten Sprint macht die Deutsche Telekom nun Jagd auf US-Marktführer Verizon. "Wir wollen die Nummer eins im amerikanischen Mobilfunk werden", gab Deutsche-Telekom-Chef Tim Höttges am Donnerstag als Ziel aus. Die Deutschen sind in Österreich über den Netzbetreiber Magenta vertreten.

Branchenzweiter

Im zweiten Quartal überholte die US-Tochter T-Mobile US mit fast 100 Millionen Kunden schon einmal den Branchenzweiten AT&T, der vor Jahren noch das US-Geschäft des deutschen DAX-Konzerns kaufen wollte. Die Deutsche Telekom hob wegen der erstmaligen Einbeziehung von Sprint ihre Jahresprognose deutlich an – und wenn es nach Höttges geht, ist mit der Megafusion in den USA noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht: "Wir sind in der besten Situation, die europäische Konsolidierung zu betreiben." Er sei "zutiefst" überzeugt, dass angesichts der vielen Akteure Zusammenschlüsse nötig seien, um die notwendigen Infrastrukturausgaben in Europa stemmen zu können.

Am Aktienmarkt kam die Angriffslust der Deutschen Telkeom gut an. Die Telekom-Aktie legte um mehr als zwei Prozent zu. Das deutliche Umsatz- und Ergebnisplus im zweiten Quartal nutzt Höttges für einen Seitenhieb auf die Konkurrenz: "Kein anderes größeres Telekommunikationsunternehmen in Europa kann eine auch nur annähernd vergleichbare Entwicklung vorweisen", sagte Höttges. Die Telekom sei Wettbewerbern wie Orange, Telefonica und Vodafone entwachsen.

34 Milliarden

Während Höttges bei der Konsolidierung in Europa angesichts politischer Hürden auf Zeit setzt, könnten Entscheidungen für das Funkmastgeschäft sowie die Mobilfunktochter in den Niederlanden früher anstehen. Es gehe darum, "Mehrwert für Aktionäre" zu schaffen, sagte Höttges, der sich davon auch eine Honorierung in Form steigender Aktienkurse verspricht. Finanzchef Christian Illek zufolge wird auch über einen Börsengang des niederländischen Geschäfts diskutiert.

Dank der Einbeziehung von Sprint soll das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) vor Leasingkosten im Gesamtjahr auf rund 34 Mrd. Euro steigen. Bisher waren rund 25,5 Mrd. Euro in Aussicht gestellt worden. Im April hatte sich T-Mobile US im dritten Anlauf mit dem kleineren Wettbewerber Sprint zusammengetan. Dank des US-Geschäfts, dass wegen seines starken Wachstums nunmehr seit vielen Quartalen Zugpferd für Europas größten Telekom-Konzern ist, kletterten die Erlöse von April bis Juni um 37,5 Prozent auf 27 Mrd. Euro, während das Ebitda sogar um 56,4 Prozent auf 9,8 Mrd. Euro zulegte.

5G

Ohne Einbeziehung von Sprint sowie Wechselkurseffekte fiel der Umsatz um 0,6 Prozent und das Betriebsergebnis stieg um 8,4 Prozent. Die Coronapandemie habe sich begrenzt ausgewirkt, hieß es. Im Großkundengeschäft hätten sich neue Aufträge verzögert, was T-Systems einen Rückgang des Betriebsergebnisses von fast 23 Prozent auf 98 Millionen Euro einbrockte. Zudem belasteten die Reisebeschränkungen die Roaming-Umsätze im Mobilfunk. Kosten im Zusammenhang mit der Fusion in den USA drückten den Überschuss um ein Fünftel auf 754 Mio. Euro und ließen die Netto-Finanzverbindlichkeiten zur Jahresmitte um 44,1 Mrd. Euro auf 120,9 Mrd. Euro steigen. (APA/Reuters, 13.08.2020)