Wien – Österreichs Veranstalterbranche will sich mit ihren Events nicht mehr so einfach ihrem Corona-Schicksal ergeben. Stellvertretend haben am Donnerstag bei einer Pressekonferenz auf der Wiener Donauinsel die Sportorganisatoren Hannes Jagerhofer (Beachvolleyball/Wien-Major), Wolfgang Konrad (Leichtathletik / Vienna City Marathon) und Herwig Straka (Tennis / Erste Bank Open) einen Schutzschirm gefordert.

Sportliche Runde: Wolfgang Konrad, Hannes Jagerhofer und Herwig Straka.
Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

"Wir brauchen diesen Schutzschirm", verdeutlichte Straka. "Die gesamte Veranstalterbranche – Sport, Kultur, Messen, B2B. Das ist ein dringender Appell an die Regierung, weil wir sind bereit zu starten. Wir sind bereit, in die Vollen zu gehen. Wir sind bereit, Zuversicht zu versprühen. Aber wir brauchen diese Perspektive." Diese soll nach Vorstellung der Veranstalter garantieren, dass im Fall einer Corona-bedingten Absage eines Events die bis dahin angefallenen Kosten von der Politik abgedeckt würden.

"Es geht nicht um ein gesamtes Veranstalterbudget"

Die Verhandlungen laufen seit Monaten, gestalten sich laut Straka aber nicht immer einfach. "Fakt ist, dass so etwas lange braucht und man sich vonseiten der Regierung auch schützen will, dass es nicht missbraucht wird. Das ist auch in unserem Sinne", sagte der Steirer. "Wir wollen einfach, dass wir, die Veranstalter, die Sicherheit haben." Es müssten noch die Details der Umsetzung geklärt werden. "Es geht sehr langsam und sehr mühsam. Es ist der Wille da, aber die Umsetzung ist noch im Finale."

Alle Bereiche der Veranstalter seien im Zuge der Verhandlungen aufgefordert worden, ihre Budgets abzugeben. Diese Summe gehe in die Milliarden, wurde erklärt. Realistischerweise ginge es aber um eine Summe von zehn bis dreißig Millionen Euro, wenn eine Absage wegen einer eklatanten Verschlechterung der Corona-Lage oder eines erneuten Lockdowns eintreten sollte. Straka: "Es geht nicht um ein gesamtes Veranstalterbudget, sondern den Ersatz der bis zu einer Absage angefallenen Kosten."

Pressekonferenz mit Sicherheitsabstand.
Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

"Es hat uns richtig, richtig kalt erwischt"

Konrad kennt die Auswirkungen einer relativ kurzfristigen Absage. "Es hat uns richtig, richtig kalt erwischt", erinnerte er sich an den Entfall des heurigen Wien-Marathons. "Das war ein Tal der Tränen, das muss man schon so sagen." 35.000 von 45.000 erwarteten Anmeldungen gab es da bereits, gleich 28.000 davon haben ihren Start auf 2021 verlegt und damit nicht die Startgebühr zurückverlangt. Auch die Leistungsträger, Stadt und Sponsoren, blieben bei der Stange und unterstützen den Event weiterhin.

"Sie können damit rechnen, dass es den Vienna City Marathon im April 2021 geben wird", meinte Konrad. Man brauche aber das Verständnis der Entscheidungsträger, dass es eine Großveranstaltung wie den Vienna City Marathon geben müsse. "Wir sind ein Wirtschaftsfaktor auch für die Industrie." Dem 61-jährigen Tiroler ist aber bewusst, dass der VCM 2021 weniger Teilnehmer als zuletzt haben wird: "Allein wegen der Reisebeschränkungen, die es sicherlich in gewissen Ländern noch geben wird."

"Wir wollen 2021 wieder zurück sein"

Jagerhofer und sein Team hatten das Wien-Major im Beachvolleyball und auch jenes in Hamburg Ende März knapp fünf Monate vor dem Eventtermin abgesagt. "Wenn wir unseren Lieferanten nicht spätestens Ende März die Akontos geben, dann kommen und liefern die nicht", gab der Kärntner Einblick. Allein die Infrastrukturkosten für den Donauinsel-Event würden mehr als vier Millionen Euro ausmachen. "Das ist die Gefahr und die Angst, die ein Veranstalter nie stemmen kann."

Mit einem Fallschirmpaket, wie Jagerhofer den Schutzschirm bezeichnete, könnten die Vorarbeiten weit länger laufen und die Veranstaltung im Endeffekt vielleicht dann auch stattfinden. "Wenn wir das schaffen, dass wir diesen Schutzschirm kreieren können, dann bin ich extrem zuversichtlich." Der 58-Jährige rechnet damit, dass 2021 auch ein Corona-Impfstoff das Seine dazu beitragen könnte. "Wir wollen 2021 wieder zurück sein, und zwar stärker denn je." (APA, 13.8.2020)