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Frankfurt/Hamburg/Wolfsburg – Bei ihren Ermittlungen in der VW-Abhöraffäre geht die Staatsanwaltschaft Braunschweig Hinweisen über einen möglichen Zusammenhang mit einem Leichenfund nach. Die "Helmstedter Nachrichten" hatten am Mittwoch berichtet, bei dem in einem ausgebrannten Auto gefundenen Toten handle es sich um einen VW-Mitarbeiter, der als Verdächtiger in der Abhöraffäre gelte. "Es gibt Hinweise, dass da möglicherweise ein Zusammenhang bestehen könnte", sagte eine Sprecherin der Ermittlungsbehörde am Donnerstag.

Die Obduktion der am Montagauf auf einem Feld in Rottdorf nahe Helmstedt in Niedersachsen gefundenen Leiche sei abgeschlossen, die Identität aber noch nicht abschließend geklärt. Bei der Untersuchung seien keine Hinweise auf Fremdverschulden gefunden worden, die zum Tod des Mannes geführt haben könnten.

Im Zusammenhang mit dem Todesfall werde auch ein Brandanschlag auf ein Wohnhaus im Mai untersucht, bestätigte die Staatsanwaltschaft. Die Ermittler versuchen nun herauszufinden, ob und welche Verbindungen es mit der Abhöraffäre gibt.

Verdächtiger soll Sitzungen mitgeschnitten haben

Wie das Wirtschaftsmagazin "Business Insider" vor zwei Wochen berichtete, sollen in den Jahren 2017 bis 2018 bei vertraulichen Sitzungen zwischen VW und dem bosnischen Zulieferer Prevent, die im Streit liegen, geheime Mitschnitte erstellt worden sein. VW wies daraufhin jede Verantwortung von sich und sprach davon, "Opfer einer illegalen Abhör-Attacke" geworden zu sein. Nach einer internen Untersuchung gelang es der Konzernsicherheit, einen Verdächtigen zu ermitteln und zur Anzeige zu bringen – jener Mann, der nun in dem ausgebrannten Auto gefunden wurde.

Prevent und Volkswagen liegen seit Jahren vor Gerichten im Clinch. Seinen Ausgang nahm der Streit 2016, als die zu Prevent gehörenden Töchter ES Guss und Car Trim die Lieferung von Sitzteilen und Getriebegehäusen einstellten, um höhere Preise durchzusetzen. Wegen fehlender Teile musste VW die Produktion daraufhin in sechs deutschen Werken vorübergehend ruhen lassen. Der Autobauer verlangt von dem Ex-Lieferanten deshalb Schadensersatz von mehr 100 Miollionen Euro. Die verzweigte Zuliefergruppe mit bosnischen Wurzeln fordert ihrerseits von VW in den USA 750 Millionen Dollar (637 Millionen Euro) – mit dem Argument, die Wolfsburger hinderten Prevent daran, kleinere Wettbewerber zu übernehmen. (APA, red, 13.8.2020)