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Bei Mozilla müssen 250 Mitarbeiter gehen.

Foto: ALBERT GEA / REUTERS

Es war eine Nachricht, die bei Firefox-Nutzern weltweit Sorgen ausgelöst hat: Am Dienstag teilte Softwarehersteller Mozilla der eigenen Belegschaft mit, dass rund ein Viertel von ihnen gekündigt wird – 250 Mitarbeiter sind es konkret, die gehen müssen. So wurde etwa praktisch das gesamte Team hinter der experimentellen Rendering Engine Servo gekündigt, doch auch an anderen Stellen, etwa beim Sicherheitsteam, soll es massive Einschnitte gegeben haben. Entsprechend versuchte Mozilla-Chefin Mitchell Baker gar nicht um den heißen Brei herumzureden: Dieser Schritt werde Auswirkungen auf die Firefox-Entwicklung haben.

Doch Baker ließ noch mit einer anderen Bemerkung aufhorchen: nämlich dass Mozilla sich verstärkt nach alternativen Einnahmequellen umschauen muss. Dies fachte umgehend Spekulationen an, dass hier etwas mit dem Suchmaschinen-Deal mit Google, der bisher den allergrößten Teil der Einnahmen des Browserherstellers ausmacht, schiefgelaufen sein könnte.

Geldspritze

Insofern gibt es nun zwar generell gute Nachrichten, gleichzeitig verstärkt sich aber der Verdacht, dass tatsächlich ein Zusammenhang mit den Entlassungen gegeben sein könnte – wurde doch jetzt publik, dass sich Mozilla und Google auf eine Verlängerung des Suchmaschinen-Deals geeinigt haben. Bis zum Jahr 2023 soll Google jedes Jahr zwischen 400 und 450 Millionen Dollar an Mozilla überweisen, berichtet ZDNet.

An sich ist das ein Betrag, der mit jenem früherer Jahre vergleichbar ist, trotzdem scheint sich Mozilla nun dazu veranlasst sehen, eine Reorganisation des eigenen Unternehmens durchzuführen. Dies deutet darauf hin, dass man hier auf einen größeren Betrag gehofft hatte. Generell betont Mozilla aber, dass man sich keine Sorgen machen müsse, die Finanzen seien stabil. Ähnliches war allerdings schon bei der letzten Kündigungswelle zu hören.

Analyse

All das zeigt nicht zuletzt, dass es Mozilla bisher nicht geschafft hat, von Google unabhängiger zu werden. In den vergangenen Jahren sind zwischen 75 und 95 Prozent der gesamten Einnahmen des Firefox-Herstellers von der Browser-Konkurrenz gekommen. Versuche, hier andere Suchmaschinen als Financier zu finden, waren bisher ebenso begrenzt erfolgreich wie alle Unterfangen, alternative Einnahmequellen zu finden. Zuletzt hatte man es etwa mit einem eigenen VPN-Dienst versucht.

Diese neuen Formen der Kommerzialisierung sollen dem Vernehmen nach nun weiter gepusht werden – während Arbeiten an offenen Standards und Protokollen reduziert werden sollen. Das bedeutet aber wiederum, dass die Macht von Google in diesem Bereich noch weiter wachsen dürfte. Immerhin nutzen bis auf Mozilla und Apple ohnehin schon jetzt praktisch alle Browser die technische Grundlage von Google. Und auch das bei Safari zum Einsatz kommende Webkit ist nahe mit Chromium verwandt.

Marktsituation

Diese Entwicklung ist im Endeffekt aber auch auf einen anderen Umstand zurückzuführen: Mozilla ist es trotz umfangreicher Bemühungen nicht gelungen, Marktanteile zu gewinnen, ganz im Gegenteil ist die weltweite Dominanz von Chrome immer stärker geworden, während Firefox sogar in absoluten Zahlen Nutzer verloren haben soll. Und all das bezieht sich nur auf den Desktop-Bereich, denn auf mobilen Geräten sieht es noch schlechter aus: Hier spielt Firefox bisher keinerlei Rolle. (apo, 13.8.2020)