Das Wichtigste in Kürze:

  • In den vergangenen Stunden habe man eine "historische" Marke in Österreich überschritten, man sei bei mehr als einer Million Corona-Tests angelangt, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Freitagvormittag. Die Alterspyramide habe sich drastisch verändert: Das Durchschnittsalter der Infizierten liege nun bei rund 33,7 Jahren.
  • In den vergangenen 24 Stunden wurden laut Gesundheitsministerium 282 Neuinfektionen verzeichnet. Das ist seit Monaten die höchste tägliche Zuwachsrate.
  • Einige Betriebe haben vom AMS Rückzahlungsforderungen für ausgezahltes Kurzarbeitsgeld erhalten. Die Unternehmen hatten Mitarbeiter fälschlich zu der Maßnahme angemeldet.
  • Die Europäische Union hat sich Hunderte Millionen Dosen eines möglichen Impfstoffs gegen das Coronavirus gesichert.
  • Österreich verhängt eine Reisewarnung für Kroatien. Forderungen nach einer solchen Verschärfung waren in den letzten Tagen laut geworden.
  • Angesichts steigender Corona-Zahlen ergreift Spanien wieder drastische Maßnahmen: Das Nachtleben wird unterbunden, das Rauchen im öffentlichen Raum verboten, wenn der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann, und Alkohol dürfe nicht mehr im Freien getrunken werden.
  • Das Flüchtlingscamp von Vial auf der Insel Chios in Griechenland ist unter Quarantäne gestellt worden.
  • Vietnam hat sich für den Kauf des russischen Corona-Impfstoffs "Sputnik V" angemeldet. Das Land arbeite aber weiterhin auch an der Entwicklung eines eigenen Impfstoffs.
  • Lateinamerika ist die am stärksten von der Pandemie betroffene Region der Welt. Sowohl in Mexiko als auch in Peru ist die Zahl der Infizierten auf über 500.000 gestiegen. Indien liegt bei der Zahl der Corona-Toten weltweit mittlerweile an der vierten Stelle.
  • Großbritannien hat eine Quarantäne für Reisende aus Frankreich angeordnet. Paris bedauert die Entscheidung und kündigt wechselseitige Maßnahmen an. Die Regierung hat sich außerdem weitere 90 Millionen Dosen verschiedener potenzieller Impfstoffe gesichert.
  • Das Defizit der ÖGK hat sich wegen der Krise mehr als verdoppelt. Aktuell erwartet man einen Verlust von 447 Millionen Euro.

Anschober: "Haben eine historische Marke überschritten"

DER STANDARD/APA

282 Neuinfektionen mit dem Coronavirus hat es in den letzten 24 Stunden in Österreich gegeben. Das ist seit Monaten die höchste tägliche Zuwachsrate. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) will die "Möglichkeit von Nachschärfungen" überprüfen, gab er am Freitagvormittag bekannt.

Die positive Nachricht ist: Österreich habe in den vergangenen Stunden die Marke von einer Million Testungen überschritten, erklärte Anschober. "Wir haben 1.003.432 Tests durchgeführt" und damit "eine historische Marke überschritten", meint Anschober dazu.

Die steigenden Corona-Zahlen seien unter anderem auf die vielen Testungen zurückzuführen. In den vergangenen 24 Stunden habe es bis zu 12.000 Tests gegeben, zur Zeit würden täglich im Schnitt rund 3.000 Testungen mehr durchgeführt als im April. Damals sei der Anteil der Sars-CoV-2-positiven Tests bei 5,5 Prozent gelegen, zuletzt im August bei 1,5 Prozent.

Ein wichtiges Phänomen sei, dass sich die Altersstruktur der Infektionen zuletzt stark verändert habe. Während in der Anfangsphase der Pandemie die meisten Infektionen vor allem bei alten Menschen aufgetreten sind, gab es in den letzten sieben Tagen starke Anstiege bei den Infektionen in der Gruppe der 15- bis 24-Jährigen. In Österreich liegt der Altersdurchschnitt bei Infizierten inzwischen bei 33,7 Jahren. In Deutschland sei das genau gleiche Phänomen eingetreten.

AMS fordert Kurzarbeitsgeld zurück

Einige Betriebe haben Rückzahlungsforderungen vom Arbeitsmarktservice (AMS) erhalten. Der Grund: Sie hatten Mitarbeiter für die Maßnahme angemeldet, die die Voraussetzungen dafür nicht erfüllen. Das berichtete das Ö1-"Morgenjournal" am Freitag.

Die Kurzarbeitsregelung sieht vor, dass nur jene Beschäftigten für die Kurzarbeit angemeldet werden können, die vor Beginn mindestens einen ganzen Kalendermonat voll entlohnt im Unternehmen gearbeitet haben. Bei einem Abgleich der Anträge mit Sozialversicherungsdaten habe das AMS aber festgestellt, dass das bei einigen tausend Mitarbeitern nicht der Fall war.

In einigen Fällen könnten Rückzahlungsforderungen des AMS bei mehreren tausend Euro liegen. Es sei aber eine Kulanzlösung erarbeitet worden. Die Betriebe müssen für den ersten Monat in Vollentlohnung aufkommen. Für die restlichen Monate könnte rückwirkend Kurzarbeit beantragt werden. Die Rückzahlung würde dann entfallen. Laut Arbeitsministerium muss diese Lösung noch vom AMS-Verwaltungsrat bestätigt werden.

EU sichert sich 300 Millionen Dosen möglichen Impfstoffs

Die Europäische Union hat sich Hunderte Millionen Dosen eines möglichen Impfstoffs gegen das Coronavirus gesichert. Die EU-Kommission schloss nach eigenen Angaben einen ersten entsprechenden Rahmenvertrag mit dem Pharmaunternehmen AstraZeneca, wie die Behörde am Freitag in Brüssel mitteilte. Dabei geht es um den Kauf von 300 Millionen Dosen mit der Option auf weitere 100 Millionen.

Der Impfstoff könne sowohl den EU-Staaten als auch anderen europäischen Ländern sowie weniger wohlhabenden Ländern anderswo in der Welt zur Verfügung stehen, hieß es. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach vom "ersten Grundpfeiler" einer europäischen Impfstoffstrategie. "Diese Strategie wird es uns ermöglichen, Europäer sowie unsere Partner anderswo in der Welt mit künftigen Vakzinen zu versorgen."

Wichtigster Punkt sind Vorverträge und Abnahmegarantien, um sich Zugriff auf ausreichende Mengen der Mittel zu sichern, die noch in der Entwicklung sind. So sollen Herstellungskapazitäten aufgebaut werden – obwohl die Hersteller noch nicht sicher sind, dass ihre Mittel wirklich funktionieren werden.

Flüchtlingscamp in Griechenland unter Quarantäne

Nach der Corona-Infektion eines Geflüchteten aus dem Jemen und einer Mitarbeiterin des Europäischen Unterstützungsbüros für Asylfragen (EASO) ist das Flüchtlingscamp von Vial auf der Insel Chios in Griechenland unter Quarantäne gestellt worden. Die Maßnahme habe bereits am 13. August begonnen und werde zunächst bis zum 25. August andauern.

Im Camp von Vial auf Chios leben rund 3.900 Menschen. Sie dürfen das Lager nun nicht mehr verlassen. Nur eine geringe Zahl von Angestellten darf es betreten. Es werden umfangreiche gesundheitliche Kontrollen durchgeführt. Die Menschen würden mit Lebensmitteln und Wasser von den Behörden versorgt, sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde weiter. Hilfsorganisationen kritisieren seit Jahren die katastrophalen Zustände in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Ägäis-Inseln, die völlig überfüllt sind. Immer wieder wurde auch vor einem Corona-Ausbruch gewarnt.

Vietnam will russischen Impfstoff "Sputnik V" kaufen

Vietnam hat sich für den Kauf des russischen Corona-Impfstoffs "Sputnik V" angemeldet. In der Zwischenzeit werde das südostasiatische Land weiter an der Entwicklung eines eigenen Impfstoffs arbeiten, berichtete das staatliche Fernsehen am Freitag unter Berufung auf das Gesundheitsministerium in Hanoi. Ob Vietnam nur den Kauf einer geringen Zahl von Impfstoffdosen angemeldet hat oder es eine größere Order für eine großangelegte Impfkampagne gibt, blieb unklar.

Vietnam galt lange als erfolgreich im Kampf gegen die Corona-Pandemie und war von der Weltgesundheitsorganisation wiederholt gelobt worden. Nach Monaten ohne lokale Neuinfektionen gab es in der Küstenstadt Da Nang Ende Juli einen neuen Ausbruch. Seither ist die Zahl der Neuansteckungen rapide gestiegen, das Land hat seine ersten Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 verzeichnet.

Rund 500.000 Infektionen in Peru und Mexiko, Indien nun Nummer vier bei Corona-Toten

In Mexiko und Peru hat die Zahl der verzeichneten Infektionen die Schwelle von jeweils einer halben Million Fälle überschritten. In Mexiko stieg die Gesamtzahl auf 505.293, teilte das Gesundheitsministerium am Donnerstag mit, in Peru waren es laut Behördenangaben 507.996.

Mexiko und Peru sind nach Brasilien die am härtesten von der Pandemie betroffenen Länder in Lateinamerika. Das gilt sowohl für die Infektions- als auch die Totenzahlen. In Mexiko wurden laut Gesundheitsministerium bis Donnerstag 55.293 an den Folgen der Infektion verstorbene Menschen gezählt, in Peru waren es 25.648.

Die coronabedingten Todesfälle in Indien nehmen weiter zu. Mittlerweile liegt das Land in der Statistik weltweit an der vierten Stelle. Wie das Gesundheitsministerium meldete, sind seit dem Vortag weitere 1007 Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Die Zahl der Toten erhöht sich damit auf 48.000. Mehr Todesfälle verzeichnen lediglich die USA, Brasilien und Mexiko.

ÖGK-Defizit durch Corona-Krise mehr als verdoppelt

Das Defizit der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) wird durch die Corona-Krise mehr als verdoppelt. Für heuer wird nun mit einem Verlust von 447 Millionen Euro gerechnet, geht aus der aktuellen Gebarungsvorschau hervor. Im Februar war noch von 175 Millionen Euro die Rede. Dabei sind die den Unternehmen gestundeten Beiträge noch gar nicht einberechnet. Diese summieren sich bisher in der gesamten Sozialversicherung auf insgesamt rund 1,1 Milliarden Euro. Allerdings haben sich die Stundungen zuletzt deutlich eingebremst. Wie viel von diesen Stundungen tatsächlich verloren ist oder noch nachgezahlt wird, lässt sich noch nicht sagen. Endgültige Abschreibungen in Folge von Firmenpleiten folgen in der Regel mit einer Verzögerung von drei bis vier Jahren.

Großbritannien ordnet Quarantäne für Reisende aus Frankreich

Wegen stark steigender Corona-Fallzahlen müssen aus Frankreich und den Niederlanden eintreffende Reisende in Großbritannien ab Samstag wieder in Quarantäne. Ankommende aus beiden Ländern sowie aus Monaco, Malta, den Turks- und Caicosinseln und Aruba müssten sich nach ihrer Ankunft "für zwei Wochen selbst isolieren", teilte Verkehrsminister Grant Shapps mit. Frankreichs Regierung bedauerte die Entscheidung und kündigte "reziproke" Maßnahmen an. Die britische Regierung hatte Ende Juni bereits Spanien von der Liste jener Länder gestrichen, aus denen eine Einreise ohne Quarantäne möglich ist.

Die Regierung hat sich außerdem weitere 90 Millionen Dosen verschiedener potenzieller Impfstoffe gesichert. Wie die Regierung in London am Freitag mitteilte, schloss sie Verträge über 60 Millionen Dosen mit dem US-Impfstoffhersteller Novavax und über weitere 30 Millionen Dosen mit dem belgischen Pharmaunternehmen Janssen, das zum US-Konzern Johnson and Johnson gehört.

Im Gegenzug vereinbarte London, Infrastruktur und finanzielle Mittel für Studien mit den Impfstoffen bereitzustellen. Zusammen mit früheren Verträgen hat sich das Land mit seinen etwa 66,6 Millionen Einwohnern nun etwa 340 Millionen Dosen von sechs verschiedenen Impfstoffkandidaten gesichert. Unklar ist jedoch, ob sich einer der Stoffe als wirksam erweisen wird. (APA, red, 14.8.2020)