Eine Eskorte mit afghanischen Sicherheitskräften begleitet die ersten freigelassenen Taliban.

Foto: EPA/WATAN YAR

Kabul – In Afghanistan hat die umstrittene Freilassung der verbliebenen Taliban-Kämpfer begonnen. Am Donnerstag seien 80 inhaftierte Taliban freigelassen worden, teilte der nationale Sicherheitsrat am Freitag auf Twitter mit. Die Freilassung von 400 als besonders gefährlich eingestuften Taliban galt als wichtige Forderung der militanten Gruppe vor Beginn der Friedensverhandlungen.

Der afghanische Präsident Ashraf Ghani hatte die umstrittene Anordnung zur Freilassung am Montag unterzeichnet. Ghani folgte damit einer Empfehlung der großen Ratsversammlung vom Sonntag.

In den vergangenen Monaten hatte die afghanische Regierung bereits 5.000 gefangene Taliban-Kämpfer auf freien Fuß gesetzt. Die Islamisten haben ihren Teil der Abmachung bereits erfüllt und 1.000 Angehörige der afghanischen Sicherheitskräfte freigelassen. Die Freisetzung 400 weiterer gefangener Taliban wurde aber zum Streitpunkt, da unter ihnen viele sind, die schwere Anschläge im Land verübt haben.

156 Taliban zum Tode verurteilt

Unter den 400 sind 156 zum Tode verurteilte Taliban, wie eine Liste des Nationalen Sicherheitsrats zeigt. Auch mutmaßliche Drahtzieher von Anschlägen sollen sich unter den Schwerverbrechern befinden.

Die USA und die Taliban hatten im Februar das Abkommen von Doha geschlossen. Ziel ist die Regelung des US-Truppenabzugs aus Afghanistan nach fast zwei Jahrzehnten Krieg. Im Gegenzug sollen die Taliban die Gewalt in Afghanistan reduzieren und Garantien dafür geben, dass sie das Terrornetzwerk Al-Kaida und die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) bekämpfen. Dafür soll es ein Friedensabkommen zwischen der Regierung in Kabul und den Taliban geben. Bisher scheiterten Versuche, das Abkommen in die Wege zu leiten. (APA, 14.8.2020)