Epic will sich als großer Freiheitskämpfer aufspielen.

Foto: Epic Games

Es war alles perfekt durchgeplant. Als Epic Games bei Fortnite in der iOS-Version eine günstigere Bezahloption abseits des App Store integrierte, ließ die Reaktion nicht lange auf sich warten. Apple schmiss das populäre Game kurzerhand aus dem Store – zum Gefallen von Epic. Schnell hatte der US-Konzern eine Klage und ein Video parat. Auch gegen Google, das wie Apple handelte, prozessiert man. Das Milliardenunternehmen Epic stilisiert sich nun als Opfer und will eine Art David gegen Goliath inszenieren. Recht beziehungsweise unrecht hat aber niemand in dieser Causa.

Fortnite

Epic Games als Freiheitskämpfer

Der Fortnite-Hersteller scheffelt mit dem Game Milliarden. Das Geld kommt von den zumeist jüngeren Spielern mittels Mikrotransaktionen. Skins, Tänze oder der Battle Pass lassen sich für wenige Euro kaufen. Die Angebote sind allesamt zeitlich begrenzt. Epic Games erweckt dadurch bei den jungen Nutzern das Gefühl, dass sie etwas verpassen, wenn sie jetzt nicht zuschlagen. Dass sich der US-Konzern mit 48,4 Prozent chinesischer Beteiligung nun als Freiheitskämpfer aufspielt, hat schon eine gewisse Ironie. Allerdings ist es auch verständlich, dass das Unternehmen sich der 30-prozentigen Abgabe an Apple nicht unterwerfen will.

Apple mit dem goldenen Käfig

Der iPhone-Hersteller kann aus Konsumentensicht ebenso nicht zu den Guten in dieser Auseinandersetzung gezählt werden. Einerseits ist es nachvollziehbar, dass Apple weiterhin auf den 30 Prozent besteht, andererseits verlieren auf lange Sicht die Kunden, wenn der IT-Konzern weiterhin so handelt, wie er es in den vergangenen Wochen getan hat. Es gibt nämlich so gut wie keinen Grund, der dafür spricht, dass iOS-Geräte keinen Zugriff auf Streamingdienste wie xCloud oder Stadia erhalten sollten. Trotzdem ist Apple dagegen, wohl um die eigenen unterlegenen Dienste zu pushen. Aus Unternehmenssicht verständlich, aus Konsumentensicht ein Grauen.

Gründe durchaus verständlich

Der Hintergrund für die Eskalation ist verständlich. Immer wieder kritisieren Entwickler, dass eine Abgabe von 30 Prozent der Erlöse zu hoch ist. Auf dem PC-Markt hat Epic deswegen einen eigenen Store ins Leben gerufen, um Steam Paroli zu bieten. Der Platzhirsch behält sich ebenso 30 Prozent ein. Beim hinsichtlich der Features unterlegenen Epic Games Store sind es deutlich weniger, wovon Entwickler profitieren. Das Ziel des Herstellers dürfte wohl sein, dass er auf iPhones und auch Android-Geräten seinen eigenen Store anbieten darf, was Apple und Google nie zulassen würden.

Der Konsument als großer Verlierer

Wer ist denn nun im Recht beziehungsweise unterstützenswert? Im Grunde keines der Unternehmen. Apple und Google sind verständlicherweise darauf bedacht, ihr Geschäft nicht aufzugeben, bei dem Entwickler auf der Strecke bleiben. Epic Games will als Milliardenkonzern nun noch mehr Geld scheffeln, sich als Freiheitskämpfer aufspielen und seine Macht ausbauen. Einen großen Verlierer gibt es in dieser Causa aber auf jeden Fall: den Konsumenten. (Daniel Koller, 14.8.2020)