Palästinensische Demonstranten verbrennen die Flagge der Vereinigten Arabischen Emirate.

Foto: EPA/ABED AL HASHLAMOUN

Nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) sprachen zahlreiche westliche Politiker von einem historischen Schritt. Die EU begrüßte das Abkommen am Freitag, beide Staaten würden davon profitieren, es würde zur "Förderung der Stabilität im Nahen Osten" beitragen."

Aus der Türkei und den meisten anderen Staaten des Nahen Ostens hingegen kam massive Kritik. Die Palästinenser verurteilten das Abkommen als aggressives Vorgehen gegen das palästinensische Volk und riefen ihren Botschafter aus den VAE zurück. Das türkische Außenministerium kritisierte die Einigung am Freitag als Verrat an den Interessen der Palästinenser.

Der Iran verurteilte das Abkommen ebenfalls scharf. Die Vereinbarung sei "gefährlich und illegitim", erklärte das iranische Außenministerium am Freitag laut der Nachrichtenagentur Irna. Es handle sich um eine "beschämende Maßnahme", mit der den Palästinensern in den Rücken gefallen werde. In der Region stärke das Vorgehen der Emirate aber nur die Front gegen Israel. Bereits am Donnerstag hatte der Iran erklärt, das Abkommen sei ein strategischer Fehler der VAE und werde keinen Frieden in Nahost schaffen.

Verrat an Palästinensern

Das türkische Außenministerium teilte am Freitag mit, die Menschen in der Region würden das heuchlerische Verhalten der Emirate niemals vergessen oder vergeben: "Diese dreiseitige Erklärung kann nicht im Entferntesten glaubhaft machen, die Sache der Palästinenser zu unterstützen", stand in der Erklärung. Es sei extrem besorgniserregend, dass die VAE einseitig den von der Arabischen Liga entwickelten Friedensplan zu untergraben versuchten. Die Türkei bestärkte die Palästinenserführung in ihrem Protest gegen die Vereinbarung.

Das Abkommen verstärkt den Druck auf den Iran, der von den USA, Israel und den VAE als Hauptbedrohung in der Region angesehen wird. Bei einer Umsetzung würden die VAE Ägypten und Jordanien folgen, die seit 1979 beziehungsweise 1994 Beziehungen zu Israel unterhalten. Zwischen Israel und der Türkei bestehen zwar diplomatische und wirtschaftliche Verbindungen, aber die Beziehungen beider Länder sind seit Jahren gespannt.

VAE verteidigen Deal

Die Emirate selbst verteidigten die Einigung als Chance für einen Frieden in Nahost. In der Entscheidung zu dem Abkommen spiegle sich ein "dringend benötigter Realismus" wider, erklärte der Außenminister Anwar Gargash am Freitag auf Twitter. Das Gespenst einer Annektierung palästinensischer Gebiete sei durch die Initiative des Kronprinzen von Abu Dhabi, Mohammed bin Zayed, vertrieben worden. Die Chance auf einen Frieden durch eine Zweistaatenlösung bekomme mehr Zeit.

Die Emirate sind nach Ägypten und Jordanien das dritte arabische Land, das diplomatische Beziehungen zu Israel aufnimmt. Als erster arabischer Staat hat das Sultanat Oman die Annäherung zwischen Israel und den VAE begrüßt.

Israel und die Emirate hatten den historischen Schritt am Donnerstag überraschend verkündet. In der US-Regierung hieß es, die "Abraham-Abkommen" genannte Übereinkunft sei die erste umfassende Anerkennung Israels in der arabischen Welt seit dem Friedensvertrag zwischen Israel und Jordanien 1994. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu forderte andere Länder der Region auf, dem Beispiel zu folgen. Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas und die radikal-islamische Hamas, die im palästinensischen Gaza-Streifen herrscht, übten scharfe Kritik an dem Abkommen. (red, 14.8.2020)