Ein türkisches Explorationsschiff im östlichen Mittelmeer.

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Bern – Die Schweiz will im Konflikt zwischen Griechenland und der Türkei um Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer vermitteln. Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu sagte am Freitag bei einem Besuch in Bern, sein Land stimme dem Angebot grundsätzlich zu.

Griechenland fordert er auf, von weiteren Provokationen des türkischen Explorationsschiffs abzusehen, dass in der umstrittenen Region nach Gas- und Ölvorkommen sucht. Präsident Tayyip Erdoğan drohte mit Vergeltung, sollte das Schiff attackiert werden. Inmitten der wachsenden Spannungen sind offenbar kürzlich zwei Kriegsschiffe beider Seiten in der Region kollidiert. Dies schürte die Furcht vor einer kriegerischen Auseinandersetzung.

Minikollision zweier Fregatten

Zu der Kollision der Kriegsschiffe am Mittwoch hieß es in Kreisen des griechischen Verteidigungsministeriums, es sei ein Unfall und lediglich eine Minikollision gewesen. Eine Fregatte, die das türkische Explorationsschiff "Oruc Reis" beobachten sollte, sei einer türkischen Fregatte aus der Begleiteskorte in die Quere gekommen. Das griechische Schiff habe versucht, einen Frontalzusammenstoß zu vermeiden, und mit dem Bug das Heck der türkischen Fregatte touchiert. Die griechische Fregatte sei nicht beschädigt worden.

Die Nato-Partner Türkei und Griechenland streiten seit längerem über Gebietsansprüche im östlichen Mittelmeer und die dort vermuteten Gas- und Ölvorkommen. Unterstützt wird Griechenland von Frankreich. Sie hielten am Donnerstag demonstrativ gemeinsame Manöver im Mittelmeer ab.

Konflikt sorgt für Unruhe in der EU

Die Zuspitzung des Streits sorgt jedenfalls in der EU zunehmend für Besorgnis. Bei Gesprächen der EU-Außenminister wurde an diesem Freitagnachmittag beraten, wie die EU den betroffenen Mitgliedstaaten Griechenland und Zypern noch stärker unter die Arme greifen könnte. Zur Debatte steht auch eine Verschärfung von Sanktionen.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte nach dem letzten Ministerrat im Juli bereits die Vorbereitung weiterer Strafmaßnahmen gegen die Türkei angekündigt. Diese könnten beschlossen werden, wenn Ankara seine als illegal erachteten Erdgas-Erkundungen im östlichen Mittelmeer noch einmal ausweite, hieß es damals.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bemühte sich in Gesprächen mit der Türkei und Griechenland um Entspannung. Die Kanzlerin habe am Vortag mit Erdogan und dem griechische Regierungschef Kyriakos Mistotakis telefoniert, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag. Die Kanzlerin habe beiden Seite zu einem direkten Dialog aufgefordert.

Erdogan sagte, Merkel habe für Gespräche zwischen den Konfliktparteien nach Abschluss der türkischen Erkundungen am 23. August geworben. Die Türkei habe dem zugestimmt. Kurz nach dem Telefonat warnte Erdogan vor einer Eskalation. "Wir haben ihnen gesagt, seht, greift bloß unsere 'Oruc Reis' nicht an. Solltet Ihr unsere 'Oruc Reis' angreifen, werdet Ihr einen hohen Preis dafür bezahlen. Und heute haben sie ihre erste Antwort bekommen."(red, APA, 14.8.2020)