Erinnert sich noch wer an das Stoffsackerl? Es galt einmal als unverwüstlicher Begleiter für alle Lebenslagen. Doch nicht nur das, man trug mit ihm auch eine Haltung über der Schulter: Bin viel zu jung für eine Handtasche! Dann aber wurde das Stoffsackerl so ausdauernd wie aggressiv mit Bandnamen, Sprüchen und Werbung bedruckt, bis irgendwann so ziemlich jeder einen Friedhof an Stoffsackerln zu Hause beherbergte.

Der beste Nährboden für Neues also. Die Bauchtasche galt vor fünf Jahren als willkommene Abwechslung. Doch es kam, wie es kommen musste: Die Tasche, für die es mittlerweile unendlich viele Bezeichnungen gibt (Hip Bag, Bum Bag, Fanny Pack), wurde zu unser aller Liebling. Mit ihr konnten sich Festivalbesucher wie Fahrradfahrer, Influencer wie Drogendealer, Männer wie Frauen anfreunden. Genauso schnell avancierte sie zum Merchandise-Produkt, selbst Vox-Designer Guido Maria Kretschmer bietet mittlerweile Bum Bags mit Leopardenmuster an, mit denen Hardcore-Fans in der Sendung "Shopping Queen" Punkte machen können. Fehlte nur noch, dass Neo-Modedesigner Boris Becker eine Bauchtasche in seine Kollektion aufnähme. Ein Ende der Epidemie? Nicht in Sicht. Corona und der Fahrradboom taten ihr Übriges. Der Beutel in Bananenform blieb omnipräsent.

Um die Brust geschnallt: die Bauchtasche, auch Hip- oder Bum Bag genannt.
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Ein wenig Verständnis lässt sich für die Popularität der Bauchtasche, die mittlerweile meist um die Brust geschnallt wird, aufbringen: In welcher Tasche ließen sich Mundschutz, Schlüsselbund, Geldbeutel auf einem Sattel sitzend bequemer transportieren? Gleichzeitig sollte den Trägern dieses Accessoires bewusst sein: Ganz taufrisch ist dieser Brustbeutel nicht mehr.

Was für ein Glück, dass sich bereits eine Nachfolge andeutet: Die in der Achsel klebende Handtasche ist zurück.

Die wurde in "Sex and the City" rauf- und runtergetragen. Und gehört tatsächlich zu den wenigen Dingen aus der Serie, die heute noch nachahmenswert wären. (Anne Feldkamp, 20.8.2020)