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Fawzia Koofi ist nicht nur Frauenrechtlerin, sie ist auch Autorin und Mitglied des afghanischen Parlaments in Kabul und Vizepräsidentin der Nationalversammlung. Sie galt als mögliche Kandidatin für das Präsidentschaftswahl 2014 und Herausforderin von Hamid Karsai. An der Wahl durfte sie nicht teilnehmen. Ihr bekanntestes Buch, "Briefe an meine Tochter" erschien in mehreren Sprachen.

Foto: AP/Pavel Golovkin

Kabul – Die afghanische Frauenrechtlerin Fawzia Koofi (Fausia Kufi) ist bei einem Mordanschlag verletzt worden. Koofi gehört auch zur Delegation der Regierung für die geplanten Friedensgespräche mit den Taliban. Sie sei bei dem Attentat am Freitag am Arm verwundet worden, heißt es auf ihrer offiziellen Facebook-Seite.

Der Anschlag geschah auf einer Schnellstraße nördlich der Hauptstadt Kabul. Zunächst bekannte sich niemand zu der Attacke. Präsident Ashraf Ghani verurteilte die Tat auf das Schärfste, wie Regierungssprecher Sedik Sedikki am Samstag auf Twitter mitteilte.

Die afghanische Regierung und die militant-islamistischen Taliban planen derzeit Friedensgespräche. Die direkten Verhandlungen sollen beginnen, sobald ein Gefangenentausch abgeschlossen ist.

Schwächung vor Friedengesprächen

Bereits in den vergangenen Monaten gab es gezielte Anschläge auf Menschenrechtler, Aktivisten und Religionsvertreter. Experten sehen dahinter den Versuch, Afghanistans Zivilgesellschaft vor geplanten Friedensgesprächen einzuschüchtern und zu schwächen.

Die USA hatten mit den Taliban am 29. Februar in Doha ein Abkommen unterzeichnet, das einen Abzug der internationalen Truppen vorsieht. Im Gegenzug sollen die Taliban garantieren, dass von Afghanistan keine Terrorgefahr mehr ausgeht. Das Abkommen verpflichtetet die Taliban auch zu innerafghanischen Friedensgesprächen; dafür war ein Gefangenenaustausch zur Vertrauensbildung vereinbart worden.

Rund 3.400 Delegierte der Ratsversammlung in Afghanistan hatten am vergangenen Sonntag in einer Abschlusserklärung der umstrittenen Freilassung von 400 als besonders gefährlich eingestuften Talibankämpfern zugestimmt. Dies war die wichtigste Vorbedingung der militanten Gruppe für den Beginn der Friedensverhandlungen. Unter den 400 Inhaftierten sollen auch mutmaßliche Drahtzieher von Anschlägen wie dem auf die Deutsche Botschaft im Jahr 2017 sein.

Zwar wurden nach einem Präsidentenerlass laut nationalem Sicherheitsrat bereits 80 der Taliban freigelassen. Wann die restlichen Inhaftierten auf freien Fuß gesetzt werden, blieb am Samstag unklar. Es gebe keine Neuigkeiten, sagte ein Sprecher des Sicherheitsrats am Samstag.

Kein Termin für Gespräche

Termin für Friedensgespräche der Regierung mit den Taliban gibt es jedoch noch keinen. Das 21-köpfige Verhandlungsteam der afghanischen Regierung bereitete am Wochenende die Reise nach Katar vor, wo der Auftakt der Verhandlungen erfolgen soll. Mitte nächster Woche wolle man nach Doha fliegen, hieß es aus dem Team. (APA, 15.8.2020)