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Bei den Demonstrationen am Samstagabend wurden Informationen der Polizei zufolge elf Menschen festgenommen.

Foto: AP/Sebastian Scheiner

Jerusalem/Gaza – Rund 10.000 Israelis haben am Samstagabend in Jerusalem erneut gegen den rechtsorientierten Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu demonstriert. Bei Konfrontationen mit der Polizei seien elf Demonstranten festgenommen worden, teilte Polizeisprecher Micky Rosenfeld in der Nacht auf Sonntag mit. Die Demonstranten hielten in der Nähe von Netanjahus Amtssitz Blumen in die Höhe und riefen Parolen.

Zahlreiche Kundgebungen begleiten den Korruptionsprozess gegen den Regierungschef. Er ist wegen Betrugs, Untreue und Bestechlichkeit angeklagt. Netanjahu wird auch wegen seiner Handhabung der Coronakrise kritisiert. Der 70-Jährige räumte unter anderem vorschnelle Lockerungen ein. Die Arbeitslosigkeit in Israel liegt bei mehr als 20 Prozent.

Israel sperrt Fischereizone vor dem Gazastreifen

Unterdessen hat Israel nach Raketenbeschuss und weiteren Brandangriffen aus dem Gazastreifen die Fischereizone vor dem Palästinensergebiet gesperrt. Die Fischereizone sei ab sofort und bis auf Weiteres geschlossen, erklärten die israelischen Behörden am Sonntag. Es handle sich um eine Reaktion um die seit Tagen andauernden Angriffe mit Brandballons sowie Raketenbeschuss auf israelisches Gebiet.

An Luftballons oder Drachen befestigte Brandsätze, die vom Gazastreifen über die Grenze geschickt werden, hatten in den vergangenen Tagen zahlreiche Brände im Süden Israels verursacht. Allein am Samstag brachen nach Angaben der israelischen Feuerwehr 19 durch solche Brandsätze ausgelöste Feuer aus.

Raketenangriffe und Zusammenstößen

Die israelische Armee fliegt als Reaktion darauf seit Tagen nächtliche Luftangriffe auf Stellungen der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen. In der Nacht auf Sonntag wurden nach Armeeangaben unter anderem ein Militärgelände und unterirdische Anlagen der Hamas angegriffen.

Die israelische Armee meldete in der Nacht zudem Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf israelisches Gebiet. Eine Rakete schlug demnach nahe einem Wohnhaus in der Stadt Sderot ein, dabei sei ein Mensch leicht verletzt worden. Zwei weitere Raketen wurden demnach vom israelischen Raketenabwehrschirm abgefangen.

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Das israelische Raketenabwehrsystem fängt Raketen aus dem Gazastreifen ab.
Foto: REUTERS/AMIR COHEN

Am Samstagabend kam es an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel zudem zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften, wie die Armee mitteilte. Dutzende Palästinenser hätten Autoreifen angezündet, Sprengsätze und Granaten auf den Grenzzaun geworfen und versucht, sich dem Zaun zu nähern.

Israel hatte 2007 eine Blockade des Gazastreifens verschärft, die inzwischen von Ägypten mitgetragen wird. Beide Länder begründen die Maßnahme mit Sicherheitserwägungen. Rund zwei Millionen Einwohner leben unter sehr schlechten Bedingungen in dem Küstenstreifen am Mittelmeer. Die Hamas wird von Israel, den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft. (APA, 16.8.2020)