Lissabon – Pep Guardiola war voll in seinem Element. Er gestikulierte wild, ging auf die Knie, rupfte Gras – doch es sollte nicht sein. Manchester City flog gegen Olympique Lyon beim 1:3 (0:1) zum vierten Mal in Folge vorzeitig aus der Champions League – und der Henkelpott geht wieder nicht an den Startrainer.

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Was passiert mit Guardiola?
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"Es ist mir genauso bei Bayern passiert, auch da habe ich die Champions League nicht gewonnen. Das muss ich akzeptieren", sagte der Spanier nach dem Spiel bei Sky. Zum dritten Mal in Folge scheiterte er mit City im Viertelfinale, im Jahr zuvor war schon im Achtelfinale Schluss gewesen. Mit Bayern hieß von 2014 bis 2016 die Endstation jeweils Halbfinale.

Ob er nun gescheitert sei, wurde Guardiola nach dem Spiel gefragt. Immerhin hatte Manchester ihn geholt, um die Königsklasse zu gewinnen. "Viele Trainer haben das Problem, dass sie entlassen werden, wenn die diesen Wettbewerb nicht gewinnen", räumte Guardiola ein, doch er werde weitermachen, hat noch ein Jahr Vertrag: "Ich probiere es wieder, so gut es geht."

Citys Umstellungen gingen schief

Die englische Presse hinterfragte jedoch den angeblich besten Trainer der Welt. "Was passiert mit City in diesem Wettbewerb? Was passiert mit Guardiola?", fragte die Daily Mail. Trainer und Mannschaft hätten eine "Allergie gegen Europas Hauptpreis". Und der Guardian forderte: "Guardiola muss einen Teil der Verantwortung übernehmen."

Die Kritik entzündete sich vor allem an der Startaufstellung gegen Lyon. Mit einer für City ungewohnten Dreierkette und Umstellungen im Mittelfeld wollte Guardiola Lyon überraschen, doch der Schuss ging nach hinten los. "Der Coach hatte einen Plan, um etwas zu machen. Aber wir haben nicht so viele Optionen gefunden", sagte Kevin de Bruyne.

Der Belgier gab sich nach der Niederlage überraschend offen und meinte auf die Frage, ob sein Trainer gescheitert sei: "Das ist immer so. Wenn du für einen Verein wie Manchester City spielst, musst du alles gewinnen. In diesem Jahr haben wir nicht genug gewonnen." Auch auf Nachfrage nahm der frühere Wolfsburger Guardiola nicht in Schutz: "Wir haben zu wenig gewonnen."

Edeljoker Dembele

De Bruyne hatte City mit seinem Tor zum 1:1 (69.) neue Hoffnung gegeben, doch der eingewechselte Moussa Dembele brachte Lyon erneut in Führung (79.). Dann brachte es City-Angreifer Raheem Sterling fertig, aus fünf Metern übers leere Tor zu schießen. Im Gegenzug besiegelte Dembele das Aus (87.).

Lyons Trainer Rudi Garcia hatte seinen Top-Torjäger Dembele überraschend bis zur 75. Minute auf der Bank schmoren lassen, ehe er für Memphis Depay kam. "Natürlich wollte ich spielen, doch ich war trotzdem die ganze Zeit fokussiert", verriet der Doppel-Torschütze, der beim 3:1 von einem Fehler von City-Keeper Ederson profitierte.

Im Halbfinale treffen die Franzosen nun auf den Favoriten Bayern München. Zuletzt stand man sich vor zehn Jahren in der Vorschlussrunde gegenüber, damals setzte sich der deutsche Rekordmeister durch. "Das ist eine Top-Mannschaft. Das ist nicht neu", sagte Dembele über den Gegner am nächsten Mittwoch (21.00 Uhr/Sky und DAZN): "Ein großer Klub, doch wir sind bereit." (sid, 16.8.2020)