Frage: Ab Montag gilt in Österreich eine Reisewarnung für Kroatien. Warum wurde sie am Freitag ausgesprochen?

Antwort: Weil Reiserückkehrer aus Kroatien seit Tagen die größte Einzelgruppe bei auf Corona positiv getesteten Personen sind. Die Zahl von Covid-19-Neuinfektionen hat in Österreich in der Vorwoche rasant zugenommen. Am Freitag und am Samstag wurden jeweils rund 300 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet – so viele wie seit Ende April nicht mehr. Am Sonntag wurden 191 neue positive Fälle gemeldet.

Nach der Reisewarnung für Kroatien wurde am Grenzübergang Spielfeld der Andrang zurück nach Österreich erst am Sonntagabend stärker.
Foto: APA / Erwin Scheriau

Frage: Was müssen betroffene Urlauber beachten?

Antwort: Grenzkontrollen werden generell intensiviert. Wer aus Kroatien kommend nach Österreich einreist (und nicht lügt, nur in Slowenien gewesen zu sein), muss einen negativen Test vorweisen oder sich verpflichten, innerhalb von zwei Tagen die Durchführung eines Corona-Tests in die Wege zu leiten. Wer jeglichen Test verweigert, muss zehn Tage in Quarantäne.

Frage: Was ist mit Urlaubern, die schon in den vergangenen Tagen aus Kroatien zurückgekommen sind?

Antwort: Wer zwischen dem 7. und 16. August zurückgereist ist, kann gratis einen Test machen. Das hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bekanntgegeben. Organisiert wird das über die Hotline 1450. Man muss keine Symptome aufweisen, um getestet zu werden, sondern es reicht anzugeben, in den vergangenen zehn Tagen in Kroatien gewesen zu sein. In Wien wurde beim Happel-Stadion für Kroatien-Urlauber eine Drive-in- und Walk-in-Teststation mit gratis Gurgeltests errichtet. Für Personen, die nach dem 16. August zurückkommen, gilt das nicht. Sie müssen wegen der Reisewarnung sich selbstständig einen Test organisieren und bezahlen. Der Andrang beim Happel-Stadion war am Sonntag derart groß, dass die Öffnungszeit am heutigen Abend bis zumindest Mitternacht verlängert wurde.

Stadt Wien

Frage: Braucht man einen Test, wenn man aus Kroatien kommend nur durch Österreich durchreisen will?

Antwort: Nein, für den Transit gibt es keine Auflagen. Man muss aber auf behördlicher Nachfrage glaubhaft versichern können, nur auf der Durchreise zu sein.

Der Gurgeltest für Kroatien-Urlauber wird kostenlos angeboten. Ein Ergebnis soll nach wenigen Stunden vorliegen.
Foto: APA / Herbert P. Oczeret

Frage: Gelten Reisewarnungen auch für andere Länder?

Antwort: Ja, für weltweit mehr als 30 Länder, auf dem Balkan sind Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien betroffen.

Frage: Wie viele österreichische Touristen befinden sich in Kroatien?

Antwort: Am Wochenende befanden sich laut Schätzungen rund 40.000 österreichische Touristen in Kroatien, die meisten davon in den Regionen Istrien, Primorje-Gorski Kotar und Zadar. Insgesamt sind derzeit rund 900.000 Touristen in Kroatien.

Frage: Wie ist die epidemiologische Situation im Land, und wie viel wird getestet?

Antwort: In den vergangenen 24 Stunden wurden in Kroatien 151 neue Fälle gemeldet, es gibt demnach 1185 Fälle im gesamten Land, 126 Personen befinden sich im Krankenhaus, und elf Personen müssen beatmet werden. In den vergangenen 24 Stunden wurden 1377 Personen in Kroatien getestet. In Österreich werden vergleichsweise viel mehr Tests durchgeführt, zuletzt waren es etwa 9000 pro Tag.

Frage: Wie reagierte die kroatische Regierung auf die Reisewarnung?

Antwort: Der kroatische Außen- und Europaminister Gordan Grlić Radman wies darauf hin, dass im Osten Kroatiens, also in Slawonien, die Infektionen stärker ausgeprägt seien als an der Adria. Das ist auch richtig so – mit Ausnahme der Region Split, wo es 252 aktive Fälle gibt, mehr als in ganz Slawonien. Grlić Radman meinte, dass man täglich die neuen Zahlen weitergeben würde. Er habe zweimal mit dem österreichischen Außenminister Alexander Schallenberg in der Causa telefoniert und versichert, dass man alles tun würde, damit sich die Touristen sicher fühlen.

Auch beim Karawankentunnel bei der Einreise an der slowenisch-österreichischen Grenze staute es sich bisweilen.
Foto: APA / EXPA / Johann Groder

Frage: Welche Maßnahmen ergreift die kroatische Regierung, um das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu bringen?

Antwort: Die Lokale müssen ab Mitternacht geschlossen werden. Grlić Radman forderte zudem junge Leute, die sich in Discos und Bars treffen, auf, Masken zu tragen und Abstand zu wahren. "Niemand wird beleidigt sein, wenn Sie sich nur vorbeugen und Ihre Hand nicht ausstrecken – so schützen wir die Schwachen, Hilflosen und Kranken, und so schützen wir den kroatischen Tourismus und die Wirtschaft", so Grlić Radman.

Frage: Haben auch andere Staaten eine Reisewarnung für Kroatien ausgesprochen?

Antwort: Auch Italien hat verfügt, dass Rückreisende aus Kroatien einen PCR-Test machen müssen. Die Niederlande haben Kroatien bereits am 23. Juli auf die Liste gesetzt.

Frage: Warum steigen die Corona-Infektionen europaweit wieder an?

Antwort: Unter anderem, weil jetzt mehr getestet wird als noch vor einem Monat. In Österreich wurden inzwischen mehr als eine Million Tests durchgeführt. Aber auch weil der Umgang mit Schutzmaßnahmen nachlässig geworden ist. Die Alterspyramide von Betroffenen hat sich in den vergangenen Tagen umgekehrt. Die weitaus größte Gruppe bei Neuinfektionen sind derzeit die 15- bis 24-Jährigen.

Frage: Kam es nach der Ankündigung der Reisewarnung und der Empfehlung des Außenministeriums, aus Kroatien rasch zurückzukommen, zu einer Rückreisewelle?

Antwort: Nicht in dem Ausmaß, wie es zu erwarten gewesen wäre. Laut ÖAMTC hielt sich der Andrang nach Österreich bis in die Sonntag-Nachmittagstunden in Grenzen, erst danach intensivierte er sich. Längere Wartezeiten gab es auf den Straßen in die Gegenrichtung. (David Krutzler, Michael Simoner, Adelheid Wölfl, 16.8.2020)